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MEINUNG/002: AKW-Laufzeitverlängerung - der Staat sollte nicht auf Milliarden verzichten (idw)


Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. - 16.04.2010

AKW-Laufzeitverlängerung: Der Staat sollte nicht auf Milliarden verzichten!


Der Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg, Ernst Pfister (FDP), hat heute vorgeschlagen, dass die Stromkonzerne für zehn Jahre längere AKW-Laufzeiten einen einmaligen Abschlag von 10,7 Milliarden Euro zahlen sollen. (dpa-AFX, Meldung vom 16.04.2010, 11:20 Uhr: "Vorschlag: Knapp elf Milliarden für längere Atomlaufzeiten") Dieser Vorschlag bezieht sich auf den im Koalitionsvertrag der Bundesregierung angekündigten Vorteilsausgleich, durch den ein Teil der bei einer Laufzeitverlängerung entstehenden Zusatzgewinne an den Staat abgeführt werden soll. Professor Dr. Manuel Frondel, Leiter des Bereichs Umwelt und Ressourcen am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, hält das Angebot des

baden-württembergischen Wirtschaftsministers aber für keine gute Idee: "Mit einem derart geringen Abschlag würde der Staat auf viel Geld verzichten." Nach Berechnungen des RWI ermöglicht der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke um 10 Jahre gegenüber dem derzeit gültigen Ausstiegsbeschluss den Betreibern zusätzliche Erlöse von mehr als 70 Milliarden Euro. Um einen möglichst hohen Teil dieser "windfall profits" abschöpfen zu können, schlägt Frondel eine Versteigerung der Erzeugungslizenzen nach dem Vorbild der erfolgreichen UMTS-Auktion vor. Die Erzeugungsrechte für jene Strommenge, die der politisch beschlossenen Laufzeitverlängerung entspricht, würden dabei Terawattstunde für Terawattstunde unter den bisherigen Betreibern der Atomkraftwerke versteigert. "Die Spielregeln dieser Auktion können vorab so festgelegt werden, dass sie einerseits das Stromkontingent weitgehend ausschöpft und dabei andererseits die Einnahmen der öffentlichen Hand maximiert werden", so Frondel. Mit den Einnahmen sollte aus Sicht des RWI ein Beitrag zur Konsolidierung der Staatsfinanzen geleistet werden.

Eine ausführliche Begründung des Konzepts einer Laufzeit-Auktion enthält die von Prof. Dr. Manuel Frondel, Prof. Dr. Justus Haucap und Prof. Dr. Christoph M. Schmidt verfasste RWI-Position "AKW-Laufzeiten: Versteigern statt Verschenken! Ein Vorschlag zur Lösung der energiepolitischen Tragödie". Eine Zusammenfassung finden Sie unter dieser Pressemitteilung, die RWI-Homepage bietet die Möglichkeit zum Download (http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/rwi-positionen/Pos_035_AKW-Laufzeiten-versteigern.pdf).

Weitere Informationen unter
http://www.rwi-essen.de/presse/
- hier steht die Pressemitteilung auf der RWI-Homepage

http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/rwi-positionen/Pos_035_AKW-Laufzeiten-versteigern.pdf
- hier geht's direkt zur RWI: Position zu AKW-Laufzeiten

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution145


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.,
Joachim Schmidt, 16.04.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2010