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VERKEHR/1380: Was ältere Autofahrer von ihrem Fahrzeug erwarten (idw)


Technische Universität Braunschweig - 12.02.2015

Was ältere Autofahrer von ihrem Fahrzeug erwarten

Komfortables Ein- und Aussteigen und gute Rundumsicht am wichtigsten


Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität Braunschweig haben im Rahmen einer Studie erstmals über 1.000 Autofahrinnen und Autofahrer aus der Altersgruppe zwischen 60 und 90 Jahren nach ihren Erwartungen und Wünschen an die Gestaltung von altersgerechten Fahrzeugen befragt. Das Forscherteam um den Braunschweiger Alternsforscher Prof. Jürgen Howe kam dabei zu dem Ergebnis, dass das Auto auch im hohen Alter eine überaus große Rolle spielt und älteren Autofahrinnen und Autofahrern vor allem ein komfortabler Zugang sowie eine gute Rundumsicht am wichtigsten sind.

Was erwarten ältere Autofahrer und Autofahrinnen von einem altersgerechten Fahrzeug? Dieser Frage gingen Psychologinnen und Psychologen im Rahmen eines Projektes zur Erforschung von Alternsprozessen in Europa nach. Mithilfe einer Online-Befragung untersuchten sie die Bedürfnisse und Wünsche von über 1.000 älteren Autofahrern und Autofahrerinnen in Hinblick auf die Fahrzeugkonstruktion sowie den Einsatz von Fahrerassistenzsystemen. "Die große Resonanz hat uns überrascht. Sie zeigt, dass viele Personen, ein Auto für ihre Mobilität bevorzugen, sich im Alter aber eine andere Art von Auto wünschen. Darauf reagieren die Autohersteller bisher eher verhalten", erläutert Prof. Jürgen Howe.

93 Prozent aller Teilnehmer aus der Altersgruppe zwischen 60 und 90 Jahren stimmten der Frage zu, das ihr Auto das wichtigste Mittel zur Mobilität darstelle und sogar 98 Prozent bejahten, dass ihr Auto wichtig für die Lebensqualität sei. Anders als viele junge Menschen hänge das Herz der Älteren am Auto, erläutert Prof. Howe, Leiter der Studie. Größten Handlungsbedarf sieht das Forscherteam daher bei der altersgerechten Konstruktion der Fahrzeuge. So wurden die Teilnehmer gezielt nach einem komfortablen Ein- und Ausstieg, einer guten Rundumsicht, guten Sitzen, einer übersichtlichen Anordnung von Instrumenten und Bedienelementen, geeigneten Fahrassistenzsystemen, einem starken Motor und einer sportlichen Karosserie gefragt.

Das bequeme Ein- und Aussteigen erhielt in der Rangliste mit Abstand die höchste Priorität. Auf den zweiten Platz kam eine gute Rundumsicht. Mit deutlichem Abstand wurden optimale Sitze auf den dritten Platz gewählt. Ein starker Motor und eine dynamische und sportliche Karosserie landeten auf Rang sechs und sieben der Prioritätenliste. "Die Ergebnisse sind eindeutig und lassen sich recht klar auf altersbedingte Funktionsverluste im Muskel- und Skelettbereich sowie beim Sehen und der Erfassung der Verkehrssituation zurückführen", erklärt Alternsforscher Howe.

Das Alter der Teilnehmer habe sich allerdings auch in der Frage nach altersgerechten Assistenzsystemen niedergeschlagen, erklärt Prof. Howe. Zwar bestehe kein Zweifel am Nutzen von Bremsassistenten und Einparkhilfen, allerdings seien neuere Assistenzeinrichtungen wie Nachtfahrhilfen oder elektrisch einstellbare Autositze bei den älteren Autofahrern noch nicht weit verbreitet, so der Befund des Forscherteams. "Bei der wachsenden Zahl älterer Autofahrer und der Bedeutung für die Mobilität und Lebensqualität gibt es weiterhin Bedarf über Autos nachzudenken, die den Vorstellungen älterer Menschen entsprechen.", erklärt Howe. Den Autoherstellern sei empfohlen, so Prof. Jürgen Howe abschließend, diesen wachsenden Markt von treuen Käufern genau zu analysieren. Dazu gehöre zum Beispiel die Beantwortung der Frage, welche und wie viele Autos von hochaltrigen Personen erworben werden und mit welchen Fahrassistenzsystemen ein hoher Komfort und eine gute Verkehrssicherheit gewährleistet werden können.

Zur Publikation
Nitsch, M., Lambacher, O. & Howe, J., (Hrsg.),
Cars for Elderly Drivers.
2014, (E-Book, 34 Seiten), DOI 10.15491/JKH297182,
aufrufbar in iBooks (Apple).

Die Studie ist Teil des Forschungsprojektes "Mobilising the Potential of Active Aging in Europe (MoPAct)" und wurde mit Mitteln des 7. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Union mit rund 50.000 Euro ermöglicht. Die gesamte Studie kann unter der Adresse www.aging-braunschweig.de/ebooks/Mopact.pdf abgerufen werden.


Weitere Informationen unter:
http://blogs.tu-braunschweig.de/presseinformationen/?p=8042
http://www.aging-braunschweig.de/ebooks/Mopact.pdf
http://www.aging.tu-bs.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution179

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Technische Universität Braunschweig, Stephan Nachtigall, 12.02.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2015

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