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VERKEHR/1394: Studie zu privatem Carsharing (idw)


EBS Universität für Wirtschaft und Recht - 24.06.2015

EBS Studie zu privatem Carsharing


Der deutsche Carsharing Markt kommt weiter in Bewegung. Opel kündigte an, mit einem für Autobauer neuen Ansatz in den Markt einzusteigen: Die Rüsselsheimer wollen mit ihrer Plattform CarUnity Privatleuten die An- und Vermietung von Autos untereinander ermöglichen. Welche Auswirkungen das neue Konzept auf den privaten Carsharing Markt hat und was bei dieser Form des Autoverleihs aus Konsumentensicht zu beachten ist, erforschte die EBS Universität für Wirtschaft und Recht in einer interviewbasierten Studie.

Das eigene Auto zu vermieten, birgt für deutsche Autofahrer großes Potenzial, schließlich wird es im Schnitt 23 Stunden am Tag nicht genutzt. Warum sollte man es also nicht an andere Nutzer verleihen? "Es gibt in der Bevölkerung Vorbehalte, vor allem hinsichtlich der verminderten Freiheit und Flexibilität, wenn ein Unbekannter das Auto benutzt, dem Eingriff in die Privatsphäre sowie der Schadensabwicklung", berichtet Professor Dr. Sven Henkel, Leiter des Lehrstuhls für Konsumentenverhalten und Verkauf der EBS Universität. "Der angekündigte Markteintritt von Opel kann der Branche zum Durchbruch verhelfen. Opel ist eine Traditionsmarke und kann Konsumenten Vertrauen in das Konzept des Peer2Peer Carsharings geben. Zudem hat der Autobauer mit seinen etwa 16.000 Mitarbeitern eine vielversprechende Ausgangsbasis an potenziellen Vermietern. Das spannende an CarUnity ist, dass Opel eine Mobilitätsplattform kreiert, welche für Halter aller Fahrzeugmarken offen ist."

Laut EBS Studie sind die Gründe, sich an privatem Carsharing zu beteiligen, vielfältig. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass für Vermieter neben monetären Anreizen auch die Möglichkeit, anderen Menschen Mobilität zu ermöglichen, wichtig ist. Außerdem ist ein gewisser Nachhaltigkeitsgedanke erkennbar, da das eigene Auto durch die Teilnahme am privaten Carsharing effizienter genutzt werden kann", erläutert Mark-Philipp Wilhelms, Co-Autor der aktuellen Studie und Mitarbeiter am Lehrstuhl für Konsumentenverhalten und Verkauf. Durch monetäre Anreize getriebene Anbieter lassen sich unterteilen in solche, die teilnehmen um Geld zu sparen und die Kosten des eigenen Autos zu senken, und solche, die durch die Teilnahme Geld dazuverdienen wollen, um beispielsweise eine bessere Ausstattung ihres Autos zu finanzieren. Besonders unter den Sparern gaben einige an, dass die Vermietung des eigenen Autos den weiteren Autobesitzt erst ermöglicht und sie sich ansonsten von ihrem Auto getrennt hätten.

Vermietet wird auf den Plattformen alles, was nicht zu alt ist und nicht zu viele Kilometer auf dem Tacho aufweist. Mieter suchen sowohl die preiswerteste Mobilitätslösung als auch besondere Autos für spezielle Anlässe wie Cabrios, SUVs und Autos mit einer besonderen Ausstattung - ob ein starker Motor oder ein weißes Auto mit roten Ledersitzen für Hochzeiten. "Das zeigt, dass Mieter auf Peer2Peer Portalen nicht nur Mobilität suchen, sondern auch Erlebnisse - sei es ein Auto für einen besonderen Anlass oder um einfach Autos vor dem Kauf ausgiebig und ohne Händler zu testen", erklärt Mark-Philipp Wilhelms.

Haben sich Autofahrer erst einmal zum privaten Carsharing entschieden, sind sie sehr angetan von dem Konzept. "Uns hat überrascht, dass Vermieter fast ausschließlich positive Erfahrungen im privaten Carsharing gesammelt haben, vor allem da Mietwagen klassischerweise eher stiefmütterlich behandelt werden", so Wilhelms weiter.

Für Autohersteller sieht Professor Henkel mit dem Einstieg in den privaten Carsharing Markt einen weiteren Ansatz, wie sie sich zu Mobilitätsdienstleistern wandeln können. "Opel hat mit CarUnity das Potenzial, Kundendaten zu sammeln, eine Community aufzubauen und noch wichtiger: Privatleute als Markenbotschafter zu gewinnen und Fahrer anderer Marken hinter das Opel-Steuer zu bekommen", analysiert der Experte. "Um Peer2Peer Carsharing aus dem Nischendasein zu führen, ist es wichtig, den Nutzen für verschiedene Anbietertypen klar zu kommunizieren, denn die unterschiedlichen Anbietertypen stellen auch sehr unterschiedliche Autos zur Verfügung und schaffen damit vielfältige Mobilitätserlebnisse für die Nutzer." Für den Erfolg einer solchen Plattform sei folglich eine zielgruppenspezifische Positionierung zwingend notwendig. Nur so könnten bestimmte Anbieter-Segmente angesprochen und eine klare Abgrenzung zu anderen Portalen geschaffen werden.

Weitere Informationen unter:
http://www.ebs.edu

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution607

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Silke Herzog, 24.06.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2015

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