Schattenblick →INFOPOOL →RELIGION → CHRISTENTUM

KIRCHE/1391: Deutsche Synodenteilnehmer ziehen positive Bilanz in Rom (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 26.10.2012

Deutsche Synodenteilnehmer ziehen positive Bilanz in Rom

"Die Synode wirkt weiter als sie dauert"



Eine positive Bilanz der Bischofssynode in Rom haben die deutschen Teilnehmer auf einer Pressekonferenz im Vatikan gezogen. Seit dem 7. Oktober 2012 beraten 262 Bischöfe sowie 140 internationale Fachleute und Beobachter aus der ganzen Welt über das Thema "Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des Glaubens." Die Synode endet an diesem Wochenende mit einem feierlichen Gottesdienst im Petersdom. Dabei werden die Synodenväter auch eine Botschaft an die Welt richten.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, würdigte das Erleben des Weltweiten der katholischen Kirche auf der Synode. "Die Vielfalt ist bereichernd und wir spüren, wie wir einander beschenken. Zugleich wurde deutlich, wie sehr das Thema der Synode - die Frage der neuen Evangelisierung - ein gemeinsames Anliegen ist und alle Kontinente betrifft. Die Frage, wie wir den Menschen nahe genug sind und auf sie hören; die Frage wie wir im Heute den Glauben leben und bezeugen, ist uns gemeinsam." Erzbischof Zollitsch bezeichnete es als Auftrag auch für die Kirche in Deutschland, dass das Bemühen in einer säkularen und pluralen Welt, den Glauben in neuer Weise und in einer verständlichen Sprache und mit neuen Bildern zu verkünden, verstärkt werden müsse. "Die Beiträge der deutschen Synodenteilnehmer wurden aufmerksam gehört und fanden Aufnahme in die Botschaft an die katholischen Gläubigen und in die Propositiones, die Voten, die an den Heiligen Vater gehen. Ich habe auf dieser Synode eine hörende und lernende Kirche erlebt, die sich den Fragen und Herausforderungen der Gegenwart verantwortlich und in froher Hoffnung stellt", so Erzbischof Zollitsch. Wichtig sei es, dass das Glaubenswissen weitergegeben werde. "Gottesbegegnung geschieht in einer persönlichen Beziehung. Deshalb ist es unsere Aufgabe, Erfahrungsräume für den Glauben zu schaffen."

Der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, bewertete die Synode als Vergewisserung, dass es eine "verpflichtende Teilhabe an der Freude und den Sorgen dessen gibt, was in der Weltkirche passiert. Die Synode ist ein Ausdruck von Solidarität. Neuevangelisierung ist vor allem zunächst Selbstevangelisierung. Der Mensch muss bei sich anfangen, den Glauben zu verstehen und zu verkünden." Kardinal Meisner betonte, dass diese Selbstevangelisierung zugleich Nächstenliebe bedeute. "Diese Nächstenliebe wiederum ist die Solidarität und das Mitfühlen und Mitbeten mit allen Christen in der Welt. Wir Bischöfe führen kein Solistendasein, sondern sind eingebunden in das Kollegium der Weltbischöfe." Die Verantwortung zur Evangelisierung liege bei jedem Gläubigen selbst. "Wir dürfen uns von keinem Auftrag des Evangeliums dispensieren, sondern müssen den Glauben mutig und nach außen sichtbar leben", so Kardinal Meisner. Der Kölner Erzbischof hob vor allem den selbstlosen Einsatz vieler Christen in der verfolgten Kirche hervor: "Hier wird ein lebendiges und aufopferungsvolles Zeugnis des Glaubens für das Evangelium gegeben. Gerade diesen Menschen gilt unsere besondere Solidarität."

Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück), der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, erklärte: "Diese Synode hat für mich den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils neu erweckt. Denn der Wille wurde deutlich, sich der heute noch viel komplexer gewordenen Wirklichkeit im Lichte des Evangeliums zu stellen und sich auf einen Dialog mit den Menschen in ihren verschiedenen Lebenssituationen, in ihrem Suchen und Ringen einzulassen. Die Botschaft der Synode an das Volk Gottes ist von einer positiven Grundhaltung der Hoffnung geprägt, ohne die Realitäten zu beschönigen und berührt die Menschen in der Buntheit ihrer Lebenswege." Bischof Bode betonte, dass er die Bemühungen in Deutschland um Dialog, Vertrauensbildung und Nähe zu den Menschen bestätigt sehe, selbst wenn dieser Weg noch viele Herausforderungen mit sich bringe. "Die Gestaltung unserer Pastoral in den größeren pastoralen Räumen muss die Nähe zu den Menschen bewahren und darf nicht an Tiefe des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe verlieren. Dazu brauchen wir das Zusammenspiel aller Berufungen in der Kirche und besonders eine Stärkung, Anerkennung, Beauftragung und Begleitung der freiwilligen und ehrenamtlichen Frauen und Männer, die der Kirche vor Ort ein Gesicht geben." Dazu zählte, so Bischof Bode, auch die gezielte Schaffung geeigneter Orte der Begegnung mit Suchenden oder Entfremdeten. "Die Dimension der Versöhnung, der Buße, des Umgangs mit Schuld bei den Einzelnen und der Kirche ist mir neu bewusst geworden, besonders für einen neuen Umgang mit dem Sakrament der Buße. Evangelisierung hat für alle Seiten mit Umkehr zu tun. Diese Synode wirkt weiter als sie dauert, da sie den Kern unserer Gestaltung von Kirche für heute und morgen betrifft: im Heute glauben, für morgen hoffen und in allem lieben - Gott und den Menschen nahe sein", sagte Bischof Bode.

Der Bischof von Limburg, Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, bezeichnete die Synode als "Konzil im Kleinen", auf der man die Erfahrung brüderlicher Einheit und Zusammengehörigkeit mit dem Heiligen Vater und untereinander erlebt habe. "Für uns war es wichtig, vergleichbare Herausforderungen in ganz unterschiedlichen Kontexten, aber mit einer gemeinsamen geistlichen Denkrichtung zu diskutieren. Gerade in den Sprachzirkeln, in denen ganz verschiedene Nationalitäten zusammenkommen, habe ich ein kleines Pfingsten erlebt", so Bischof Tebartz-van Elst. "Glaubenswege brauchen Glaubensinhalte. So entsteht eine Glaubensvergewisserung, die eine Glaubensidentität ausbildet. Die Biographie des einzelnen und die Botschaft des Glaubens sind daher keine Gegensätze." Der Limburger Bischof hob die evangelisierende Bedeutung der Liturgie hervor: "Insbesondere die Weltjugendtage oder der im kommenden Jahr im Rahmen des Dialogprozesses der deutschen Bischofskonferenz stattfindende Eucharistische Kongress in Köln sind wichtige Orte, wo das gelingt. Ich bin dankbar für das Zeugnis füreinander, das wir in diesen Wochen erleben durften. Die Synode ist nicht der Versuchung zum Skeptizismus erlegen, sondern hat eine neue Freude am Glauben geweckt", so Bischof Tebartz-van Elst. "Innerhalb der Bischofskonferenz müssen wir die Aufgabe der Katechese weiter verfolgen. Sie soll neu entdeckt werden als Schule des Glaubens, des Gebetes und der Gemeinschaft. Außerdem geht es mir als Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie darum, die ganze Bandbreite der Ehe- und Familienpastoral stärker in den Blick zu nehmen. Dazu gehört auch eine neue Gebets- und Glaubenskultur in der Familie. Gerade das ist ein Dienst an der Kirche und in der Gesellschaft."

Übereinstimmend betonten alle deutschen Synodenteilnehmer, dass es in den Beratungen gelungen sei, die Säkularisierung nicht nur als Gefahr, sondern als Herausforderung und Chance für die eigene Verkündigungsarbeit zu sehen.


Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland. Derzeit gehören ihr 66 Mitglieder (Stand: Oktober 2012) aus den 27 deutschen Diözesen an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, zu gegenseitiger Beratung, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.

*

Quelle:
Pressemitteilung Nr. 171 vom 26. Oktober 2012
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
Kaiserstraße 161, 53113 Bonn
Postanschrift: Postfach 29 62, 53019 Bonn
Telefon: 0228/103-0, Fax: 0228/103-254
E-Mail: pressestelle@dbk.de
Internet: www.dbk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2012