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KIRCHE/1589: Margot Käßmann würdigt Jan Hus in Prag (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 25.03.2014

Kernbotschaft der Reformation: "Selbst denken!"

EKD-Botschafterin Margot Käßmann würdigt Jan Hus in Prag



Die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, hat den tschechischen Reformator Jan Hus (um 1369 - 1415) gewürdigt: "Jan Hus und Martin Luther waren gleichermaßen Reformatoren. Dass auch der Kelch in der Gemeinde geteilt wird, war ihnen biblische Weisung. Die Predigt in der Sprache des Volkes war für beide ein entscheidendes Signal. Eine Reform der Kirche von den biblischen Wurzeln her war ihr Anliegen", sagte Käßmann bei Gesprächen mit Vertretern der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder und der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche in Prag und resümierte: "Reformation in Europa ist ein Gesamtgeschehen, das im 15. Jahrhundert begann und im 16. Jahrhundert Kirche und Welt dramatisch veränderte."

Die EKD-Botschafterin betonte weiter: "Die hussitische Kirche, die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder und die Evangelische Kirche in Deutschland wollen sich gemeinsam auf einen Weg des Gedenkens begeben, der nicht beim historischen Rückblick stehen bleibt, sondern die Herausforderungen und Chancen evangelischer Kirchen in säkularer Zeit gemeinsam formuliert und mutig die heute notwendigen Reformen in Angriff nimmt." In diesem Zusammenhang rief Käßmann dazu auf, religiöse Bildung stark zu machen. "Den Kirchen der Reformation geht es um gebildeten Glauben und der schließt auch den historisch-kritischen Blick auf den biblischen Text ein", sagte Käßmann am heutigen Dienstag in einem Vortrag mit dem Titel "Was gibt es da zu feiern? Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017", den sie heute in der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag hielt.

"Denken und reflektieren, verstehen können und fragen dürfen", so Käßmann, sei und bleibe ein wichtiges "reformatorisches Anliegen". Dieser wichtige Impuls konterkariere die Haltung "nicht fragen, schlicht glauben!", die der Religion heutzutage häufig unterstellt werde und die in fundamentalistischen religiösen Ausprägungen auch anzutreffen sei, denn, so die EKD-Botschafterin: "Fundamentalismus - ob jüdischer, christlicher, islamischer oder hinduistischer Prägung - mag Bildung und Aufklärung nicht". Jedweder Ausprägung von Fundamentalismus aber, so die Botschafterin weiter, stelle sich eine wichtige Kernbotschaft der Reformation entgegen, nämlich: "Selbst denken!"

Mit dem heutigen Vortrag in der Universität endet der dreitägige Besuch der EKD-Reformationsbotschafterin in der tschechischen Hauptstadt: Am Sonntag hatte Margot Käßmann die Predigt in der deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde in Prag gehalten. Am Montag absolvierte die EKD-Botschafterin zwei Arbeitstreffen mit den Kirchenleitungen der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder und der Kirchenleitung der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche und hielt am Abend einen Vortrag zum Thema "Reformation und Toleranz" in der Deutschen Botschaft.


https://www.ekd.de/international/partnerkirchen/boehmische_brueder.html
http://ccsh.cz/view.php?id=337
(Website der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche)
http://web.etf.cuni.cz/
(Website der Evangelisch-Theologischen Fakultät Prag)

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Quelle:
Pressemitteilung 48/2014 vom 25.03.2014
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. März 2014