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KIRCHE/1921: Europäischer Tag gegen Menschenhandel (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 17.10.2016

"Die Kirche hat der modernen Sklaverei in all ihren Formen den Kampf angesagt"

Europäischer Tag gegen Menschenhandel am 18. Oktober 2016


Am morgigen Dienstag (18. Oktober 2016) wird der Europäische Tag gegen Menschenhandel begangen. Aus diesem Anlass erinnert der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Stefan Heße (Hamburg), an die Herausforderungen für die Kirche in diesem Bereich: "Papst Franziskus hat deutlich zum Ausdruck gebracht, was von uns gefordert ist: 'Wir dürfen nicht dulden, dass das Abbild des lebendigen Gottes dem abscheulichsten Handel unterworfen wird.' Es steht außer Frage: Die Kirche hat der modernen Sklaverei in all ihren Formen den Kampf angesagt."

Erzbischof Heße dankt den Mitarbeitern kirchlicher Wohlfahrtsorganisationen und den vielen engagierten Ordensschwestern, die tagtäglich den Opfern von Menschenhandel begegnen. Diese persönliche Erfahrung sei für die caritative und anwaltschaftliche Arbeit der Kirche prägend: "Wenn wir Christen uns mit der Problematik des Menschenhandels auseinandersetzen, dann nehmen wir die Perspektive der Opfer ein. Wie können wir Menschen helfen, sich aus ihrer Zwangslage zu befreien? Wie können wir dazu beitragen, dass ihre seelischen Wunden heilen? Wie können wir sie dabei unterstützen, sich in die Gesellschaft zu integrieren?"

Positiv wertet Erzbischof Heße, dass die Politik in Deutschland dem Thema in letzter Zeit größere Aufmerksamkeit gewidmet habe: "Die EU-Menschenhandelsrichtlinie aus dem Jahr 2011 wird nun endlich auch in Deutschland umgesetzt. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung." Bedauerlich sei allerdings, dass - anders als von der Richtlinie gefordert - in Deutschland bislang keine nationale Berichterstatterstelle eingerichtet worden sei. Dies müsse bald nachgeholt werden. Ebenso sei eine bessere Vernetzung der verschiedenen zuständigen Behörden dringend erforderlich. "Mir ist es ein besonderes Anliegen, dass auch in den staatlichen Stellen die opferzentrierte Perspektive zur Regel wird", so Erzbischof Heße.

Wie eine im Juli 2016 von der französischen Caritas vorgelegte Studie zeige, würden Krisen und Konflikte die Geschäfte von Menschenhändlern begünstigen. Am Beispiel der Situation im Libanon habe die Studie die besondere Gefährdung von Flüchtlingen verdeutlicht. "Die Weltgemeinschaft darf nicht wegsehen, wenn schutzsuchende Menschen Opfer von Ausbeutung und Knechtschaft werden", betont Erzbischof Heße, der zugleich Sonderbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen ist. "Es muss noch vieles in Bewegung gesetzt werden, damit Flüchtlinge im Nahen und Mittleren Osten unter menschenwürdigen Bedingungen leben können. Auch die kirchlichen Hilfswerke spielen dabei eine wichtige Rolle."


Hintergrund

Laut dem "Global Slavery Index 2016" leben weltweit derzeit mehr als 45 Millionen Menschen in moderner Sklaverei. Darunter fallen verschiedene Formen des Menschenhandels, der Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Schuldknechtschaft und Zwangsprostitution.

Papst Franziskus hat den Kampf gegen Menschenhandel und andere Formen der Sklaverei zu einem Schwerpunktthema erhoben. Im Dezember 2014 unterzeichnete er gemeinsam mit hochrangigen Würdenträgern anderer Religionsgemeinschaften im Vatikan eine Erklärung, die dazu aufruft, die "moderne Sklaverei weltweit bis 2020 und für alle Zeiten abzuschaffen".

Vom 26. bis 27. Oktober 2016 wird Erzbischof Heße an den Beratungen der Santa Marta Group im Vatikan teilnehmen. In der Santa Marta Group treten regelmäßig kirchliche Verantwortungsträger und führende Polizeibeamte aus über 30 Ländern zusammen, um gemeinsam über opferzentrierte Strategien gegen Menschenhandel zu beraten. Ihren Namen verdankt die Gruppe dem vatikanischen Gästehaus Santa Marta, wo sie im April 2014 in Anwesenheit von Papst Franziskus gegründet wurde.

Die katholischen Organisationen, die sich in Deutschland im Kampf gegen den Menschenhandel engagieren, haben sich 2014 auf Anregung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz in der "Arbeitsgruppe Menschenhandel" zusammengeschlossen. Neben dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und dem Katholischen Büro in Berlin sind in der Arbeitsgruppe der Deutsche Caritasverband e. V., die Deutsche Kommission Justitia et Pax, das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und die Frauenrechtsorganisation Solwodi vertreten. Zudem wird durch das von der Diakonie getragene Fraueninformationszentrum Stuttgart eine ökumenische Perspektive eingebracht.


Weitere Informationen sind verfügbar unter:
http://weltkirche.katholisch.de/Themen/Menschenhandel


Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland. Derzeit gehören ihr 65 Mitglieder (Stand: Oktober 2016) aus den 27 deutschen Diözesen an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, zu gegenseitiger Beratung, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 195 vom 17. Oktober 2016
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
Kaiserstraße 161, 53113 Bonn
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Oktober 2016

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