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KIRCHE/574: 10 Thesen des Leitenden Bischofs zur Zukunftsbedeutung der VELKD (VELKD)


Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) - 11.02.2008

Verantwortung gemeindenah und in weltweitem Horizont

10 Thesen des Leitenden Bischofs zur Zukunftsbedeutung der VELKD


Im Blick auf die Gründung der VELKD vor 60 Jahren - am 8. Juli 1948 in Eisenach - legt der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), 10 Thesen zu ihrer aktuellen und zukünftigen Bedeutung vor. Die Thesen im Wortlaut:

1. Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) stellt mit ihrer reichen agendarischen und liturgischen Erfahrung als lutherische Kirche den Gottesdienst in den Mittelpunkt. Das Hören auf das Wort Gottes, die Antwort des Glaubens und das Feiern des Gotteslobs bilden den Mittelpunkt und die Kraftquelle in Vergangenheit und Zukunft. Die VELKD wird auch in Zukunft auf ihre Weise daran mitwirken, dass die gottesdienstlichen Formen gepflegt und weiterentwickelt werden, dass liturgische Kompetenz gefördert wird, die Eigenart gottesdienstlicher Kommunikation und Formensprache qualitätvoll entwickelt und ein in allen Gliedkirchen der VELKD wieder erkennbarer lutherischer Gottesdienst angeboten wird.

2. Glaube wird gefeiert - und wir legen von ihm Rechenschaft ab. Dafür ist die Verbreitung von Glaubenswissen eine wichtige Voraussetzung. Mit der "Katechismusfamilie" hat die VELKD dazu wichtige Beiträge geleistet. Diese Aufgabe bleibt auch in der Zukunft bestehen. Je mehr Christen im Alltag Menschen begegnen, denen der christliche Glaube nichts bedeutet, desto wichtiger ist es, sprachfähig und auskunftsfähig zu sein. Den Glauben als Zeitgenosse den Zeitgenossen verständlich zu bezeugen, ist eine bleibende Aufgabe.

3. In einer sich ständig verwandelnden Welt brauchen alle, die von ihrem Glauben Rechenschaft ablegen, Fortbildung und Anregung. Das Studienseminar Pullach und das Pastoralkolleg dienen dieser Aufgabe vorzugsweise im Blick auf Pastorinnen und Pastoren. Sie brauchen praktische Anregungen und Hilfen, sie brauchen vor allem auch theologische und geistliche Unterstützung. Diesem Ziel dient Pullach in besonderer Weise. Die Fortbildung und Befähigung von Ehrenamtlichen (gemeinsam mit Hauptamtlichen) stellt eine Aufgabe dar, die neben anderen im Gemeindekolleg in Celle, künftig in Neudietendorf bei Erfurt wahrgenommen wird.

4. Der christliche Glaube ist von vielen Generationen als Hilfe, als Trost und als Ermutigung erlebt worden. Christlicher Glaube ist immer auch untrennbar mit Seelsorge verbunden. Die VELKD hat sich mit dem "Evangelischen Lebensbegleiter", mit der Trauerbroschüre "Du bist mir täglich nahe...", mit der Broschüre für verwaiste Eltern " Gute Hoffnung - jähes Ende" und anderen Texten an dieser Aufgabe beteiligt.

5. Der christliche Glaube gilt nicht nur einem Volk, einem Kontext, einem Milieu. Er gilt universal und stellt uns in eine weltumspannende Gemeinschaft. Es stellt eine großartige Erfahrung dar, überall auf der Welt Brüdern und Schwestern zu begegnen, die über alle kontextuellen Unterschiede hinweg eine tiefe Verbundenheit im gemeinsamen lutherischen Bekenntnis verspüren. Diese Gemeinschaft wird im Lutherischen Weltbund erfahrbar. Diese Erfahrung weitet den Horizont und bewahrt vor Provinzialismus. Die Kirche verbindet ihre feste Verankerung im Nahbereich mit einem weiten Blick über den Tellerrand hinaus. Das gemeinsame lutherische Bekenntnis ist dazu eine ausgezeichnete "Sehhilfe". In der VELKD helfen wir einander gegenseitig in beidem: die Verantwortung gemeindenah wahrzunehmen und zugleich einen weltweiten Horizont lebendig zu halten.

6. Die weltweite lutherische Gemeinschaft drängt noch über sich hinaus, sie ist der Ausgangspunkt einer ökumenischen Zusammengehörigkeit auch über konfessionelle Besonderheiten hinweg. Die Möglichkeit, mit unseren römisch-katholischen Geschwistern und vielen anderen christlichen Kirchen Gemeinschaft zu erleben, ist Freude und Verpflichtung zugleich. Die Vereinigte Kirche ist ein wichtiger ökumenischer Partner und wird dies auch in Zukunft sein. Dabei ist die theologische Grundsatzarbeit von entscheidender Bedeutung sowohl was das eigene Selbstverständnis betrifft, wie auch die Verständigung mit anderen theologischen Überzeugungen.

7. Die Bereitschaft der christlichen Kirchen, sich untereinander anzuerkennen, ist eine Anerkenntnis in der Wahrheit. Dies schließt eine klare Orientierung im Markt des religiösen Pluralismus ein. Mit dem Handbuch "Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen" nimmt die VELKD eine solche Orientierungsaufgabe wahr. Dass Orientierung einen klaren Standpunkt für einen selbst voraussetzt, ist deutlich. Die lutherischen Bekenntnisschriften als an der Schrift normierte Norm sind die Grundlage der VELKD für diesen klaren Standpunkt.

8. So sehr der lutherisch geprägte Glaube eine Gewissenssache ist und den Einzelnen fordert, so sehr sind die Kinder Gottes zur Gemeinschaft untereinander berufen. Kirche wird getragen von lebendigen Gemeinden. So liegt der VELKD an einem lebendigen Gemeindeleben. Fragen der Entwicklung und des Aufbaus von Gemeinde spielen in der VELKD eine große Rolle. Die "missionarische Doppelstrategie" und das Gemeindekolleg bekunden das. Die Förderung lebendigen Gemeindelebens brauchen wir auch für die Zukunft.

9. In Deutschland spielen die Landeskirchen eine entscheidende Rolle. Sie gehören zu der aus der Reformation herrührenden Tradition. Landeskirchen beheimaten die Kirchen in der Region. In der VELKD sind lutherische Kirchen eine verbindliche Bekenntnis- und Rechtsgemeinschaft über die landeskirchlichen Grenzen hinaus eingegangen. Das gemeinsame Recht entlastet die Landeskirchen vielfach von eigenem Regelungsbedarf und macht sie auch in einem weiter zusammenwachsenden Deutschland zukunftsfähig.

10. Die VELKD geht in all ihren Tätigkeitsfeldern wirksam von der Grundlage des lutherischen Bekenntnisses aus. Die Einsichten Luthers sind im Kern nicht überholt. "Luther ist uns weit voraus" hat mein Vorvorgänger, der frühere Leitende Bischof D. Horst Hirschler, formuliert. Luthers Einsichten haben sich noch nicht erschöpft. Die VELKD wird auch in Zukunft in enger Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und ihren weiteren Gliedkirchen auf dieser Basis ihren Dienst tun.

Hannover, 11. Februar 2008
Udo Hahn
Pressesprecher der VELKD

Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) ist ein Zusammenschluss von acht Landeskirchen. Ihr gehören an: Bayern, Braunschweig, Hannover, Mecklenburg, Nordelbien, Sachsen, Schaumburg-Lippe und Thüringen. Die VELKD repräsentiert rund 10,0 Millionen Gemeindeglieder. Leitender Bischof ist Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), Landesbischof Jochen Bohl (Dresden) sein Stellvertreter. Das Amt der VELKD in Hannover wird von Dr. Friedrich Hauschildt geleitet.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 11. Februar 2008
Udo Hahn, Pressesprecher der VELKD
Amt der VELKD
Postfach 21 02 20, 30402 Hannover
Tel.: 0511- 27 96 272, Fax: 0511- 27 96 777
E-Mail udo.hahn@ekd.de
Internet: www.velkd.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2008