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KIRCHE/582: ÖRK-Zentralausschuß - Gemeinsam Veränderung bewirken (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 25. Februar 2008

ÖRK-Zentralausschuß: Gemeinsam Veränderung bewirken


Auf seiner Tagung vom 13.-20. Februar bestimmte der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) den Veranstaltungsort der Internationalen Ökumenischen Friedenskonvokation im Jahr 2011, erzielte Fortschritte hin zu einer erweiterten ÖRK-Vollversammlung, begrüßte neue Mitgliedskirchen, ernannte einen Findungsausschuss für die Suche nach einem neuen Generalsekretär und feierte das 60. Jubiläum des Rates. Das höchste Leitungsgremium des ÖRK verabschiedete außerdem verschiedene öffentliche Erklärungen und äußerte sich zu organisationspolitischen Anliegen und Programmplänen.

"Diese Tagung hat uns erlaubt, die Programme des Rates zu unterstützen und in verschiedener Hinsicht unseren ökumenischen Weg als Kirchen weiterzugehen, mit dem Ziel, einander zur sichtbaren Einheit aufzurufen", sagte der Vorsitzende des Zentralausschusses, Pfarrer Dr. Walter Altmann bei einer abschließenden Pressekonferenz.

"Nach einer Zeit der 'Übersetzung' des Auftrags der Vollversammlung von Porto Alegre in einzelne Programme und mit der Billigung neuer Strategien für Kommunikation und Mittelbeschaffung stehen uns nun alle Werkzeuge zur Verfügung, die wir für unsere Arbeit brauchen," fügte ÖRK-Generalsekretär Pfarrer Dr. Samuel Kobia hinzu.

60 Jahre Gemeinschaft

Anlässlich des 60-jährigen Bestehens des ÖRK fand in der Genfer Kathedrale St. Pierre eine große Feier statt. Das diesjährige Jubiläum steht unter dem Motto "Gemeinsam Veränderung bewirken". Mitglieder des Zentralausschusses, örtliche Kirchenverantwortliche, ökumenische Partner und internationale Gäste dankten Gott für das Geschenk einer Gemeinschaft, die während der sechs Jahrzehnte ihrer Existenz viele Herausforderungen gemeistert hat.

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., erinnerte die versammelte Gemeinde daran, dass der ÖRK eine "ideale Plattform" für die Kirchen geschaffen hat, um einen Dialog zu führen und die Einheit der Christen zu fördern - aber auch, um auf die Bedürfnisse der Gesellschaft einzugehen.

Neue Mitgliedskirchen

Zwei Kirchen aus entgegengesetzten Regionen der Erde wurden vollständig in die Gemeinschaft aufgenommen. Entsprechend den neuen Richtlinien des ÖRK für die Aufnahme von Mitgliedern waren die Unabhängige Presbyterianische Kirche von Brasilien und die Evangelische Kirche von Laos vor eineinhalb Jahren für eine Interimszeit aufgenommen worden. Die Zahl der ÖRK-Mitgliedskirchen ist damit auf 349 angewachsen.

Kommende Veranstaltungen: Internationale Friedenskonvokation, erweiterte Vollversammlung

Der ÖRK-Zentralausschuss wählte Kingston, Jamaika, als Veranstaltungsort für die Internationale ökumenische Friedenskonvokation (IöF) im Jahr 2011. Die Konvokation bildet den Höhepunkt der ÖRK-Dekade zur Überwindung von Gewalt: Kirchen für Frieden und Versöhnung 2001-2010. In Kingston sollen mehr als 2000 Teilnehmende unter dem Motto "Ehre sei Gott und Friede auf Erden" zusammenkommen.

Der auf der Vollversammlung im Jahr 2006 in Porto Alegre initiierte Vorschlag eines "erweiterten Raums der Begegnung" bei der nächsten ÖRK-Vollversammlung wurde diskutiert und bekräftigt. Ein "Ausschuss zur Konzeption der Vollversammlung" (Discernment Committee) wurde ernannt, um diesen Prozess voranzutreiben. Ziel ist, eine umfassendere Beteiligung der ökumenischen Partner und der Nicht-Mitgliedskirchen zu ermöglichen, ohne dabei früher Erreichtes oder die Identität und Methode des ÖRK zu gefährden. Der ÖRK-Generalsekretär erhielt den Auftrag, die Suche nach einem geeigneten Veranstaltungsort für die nächste für 2013 geplante Vollversammlung in die Wege zu leiten.

Suche nach einem neuen Generalsekretär eingeleitet

Nach der Entscheidung des gegenwärtigen Generalsekretärs Samuel Kobia, keine zweite Amtszeit anzustreben, ernannte der Zentralausschuss einen Findungsausschuss, um das Amt bei seiner nächsten Tagung im September 2009 neu zu besetzen.

"Der Zentralausschuss hat diese Nachricht mit Bedauern entgegengenommen, aber er akzeptiert die Entscheidung des Generalsekretärs", sagte Walter Altmann, der Samuel Kobia gegenüber auch "tiefe Dankbarkeit" für dessen "aufopferungsvolle Dienste" zum Ausdruck brachte. Er fügte hinzu, Pfarrer Dr. Kobia habe die "volle Unterstützung bei der weiteren Ausübung seiner Pflichten bis zum Ende seiner Amtszeit".

Samuel Kobia wird bis 31. Dezember 2008 im Amt bleiben. Ab dem 1. Januar 2009 wird ein geschäftsführender Generalsekretär das Amt übernehmen, bis ein vom Zentralausschuss auf seiner Tagung im September 2009 gewählter Generalsekretär sein Amt antritt, wahrscheinlich Ende 2009.

Stellungnahmen zu internationalen Angelegenheiten

Der Zentralausschuss nahm sieben Erklärungen und Protokollpunkte zu Fragen von öffentlichem Interesse an:

Erklärung zu demokratischen Wahlen. Der Zentralausschuss bekräftigt darin, dass "die Mechanismen vor und nach der Wahl beobachtet werden müssen", damit "das Wahlergebnis den Willen des Volkes tatsächlich widerspiegelt" und appelliert an die Kirchen, sich "am bürgerschaftlichen Engagement und der Information der Bevölkerung" zu beteiligen.

Erklärung zur Krise in Kenia und zur Antwort der Kirchen. Darin äußert sich der Zentralausschuss zu den gewalttätigen Ausschreitungen nach den jüngsten Präsidentschaftswahlen und erkennt an, dass viele Kirchen in Kenia durch ihre Parteinahme in ihrem Handeln beeinträchtigt waren. Er "bestärkt" jedoch "Kirchenführer/innen und -mitglieder, die für Frieden eingetreten sind".

Erklärung zur Krise in Pakistan. Der Zentralausschuss blickt auf die von Unruhen geprägte politische Entwicklung des Landes zurück und bezeichnet den Ausgang der jüngsten Wahlen als "ermutigend". Er hofft auf eine "Rückkehr zur demokratischen Regierungsführung" und ruft die Kirchen auf "weiterhin für Frieden und Versöhnung in Pakistan zu beten".

Erklärung zur Streumunition. Der Zentralausschuss erinnert darin an den tödlichen Einsatz von Streuwaffen auf der ganzen Welt und an die Auswirkungen auf Zivilpersonen. Er verurteilt den Einsatz dieser Waffen und würdigt den "Oslo-Prozess" zur Aushandlung eines Vertrags gegen Streumunition.

Protokollpunkt zur humanitären Lage im Gazastreifen. Der Zentralausschuss "fordert nachdrücklich" dazu auf, "die Blockade des Gazastreifens umgehend aufzuheben" und ruft die Mitgliedskirchen auf, für Gaza zu beten und die Situation öffentlich anzusprechen.

Protokollpunkt zum religiösen Imperativ, Sensibilität und Versöhnung in einer sich wandelnden Gesellschaft zu fördern. Der Zentralausschuss ruft zu gegenseitigem Respekt zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens auf und ermutigt die Kirchen, bei Spannungen nach gewaltlosen Lösungen zu suchen.

Protokollpunkt zur globalen Erwärmung und zum Klimawandel. Die Auswirkungen des Klimawandels sind "bereits in vielen Regionen der Welt spürbar" und der Zentralausschuss bekräftigt , dass "jetzt gehandelt werden muss". Er ist der Ansicht, dass die Kirchen "wichtige Führungsrollen übernehmen können".

Empfehlung zum Kosovo. Der Zentralausschuss verweist darin auf einen "Protokollpunkt zum Kosovo", den er auf seiner Tagung im September 2006 verabschiedet hatte und beauftragt den Generalsekretär, der Heiligen Synode der Serbischen Orthodoxen Kirche in einem Brief Unterstützung für ihre Friedensbemühungen zu bekunden.

Eine "Erklärung zu ökologischer Gerechtigkeit und ökologischer Schuld" wurde diskutiert und den Mitgliedskirchen zur Reflexion und Stellungnahme weitergeleitet. Ein überarbeiteter Entwurf wird auf der nächsten Tagung des Zentralausschusses im September 2009 eingebracht werden.

Programme und Finanzen

Der Zentralausschuss bekräftigte alle Aktivitäten der sechs Programmbereiche des Rates, forderte jedoch, es müsse weiter an der Prioritätensetzung gearbeitet werden. Neben zahlreichen anderen Empfehlungen bekräftigte er, junge Menschen müssten in allen Programmen mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Der Ausschuss billigte eine neue Kommunikationsstrategie, die darauf abzielt, "Gesamtprofil und Image" des ÖRK durch die Ausarbeitung einer "prägnanten Botschaft" und durch verbesserte Kommunikationskompetenz im Personal sowie unter den Mitgliedern des Zentralausschusses zu stärken.

Der Zentralausschuss nahm einen Bericht über den ausgeglichenen Haushalt des Rates für 2008 entgegen, der Gesamtausgaben in Höhe von 42 Mio. CHF und Gesamteinnahmen über 39,51 Mio. CHF vorsieht. Die Differenz wird durch akkumulierte Programmbeiträge gedeckt. Mit allgemeinen Rücklagen von nahezu 10 Mio. CHF konzentriert sich die Einkommensstrategie des ÖRK auf die Beiträge seiner Mitglieder, auf fortgesetzte Partnerschaften mit kirchlichen Diensten und Werken und auf die Erschließung von Stiftungsgeldern und Privatspenden.

Mitten im globalen ökumenischen Dorf

Bei der Feier zum 60. Jubiläum schlug der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. vor, dass der ÖRK im Kontext einer neugestalteten ökumenischen Bewegung im 21. Jahrhundert wieder in die Mitte des "ökumenischen Dorfes" gebracht werden sollte.

"Schreiten wir deshalb voller Hoffnung auf dem Weg voran, den wir vor 60 Jahren eingeschlagen haben", schloss Bartholomaios.

Mehr Informationen zur Tagung des Zentralausschusses:
http://www.oikoumene.org/de/events-sections/cc2008.html


Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 25. Februar 2008
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Februar 2008