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KIRCHE/805: Mit einem Fuß in der Vergangenheit und einem in der Zukunft (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 7. Oktober 2009

Mit einem Fuß in der Vergangenheit und einem in der Zukunft


Da Einheit schließlich ein Geschenk Gottes ist, "verlangt sie tiefe Demut und kein stolzes Beharren." Mit diesem Aufruf zu "einer niemals endenden Suche" nach der Einheit der Kirche, die auch "eine immer weiter gehende Reise" darstellt, eröffnete Patriarch Bartholomaios I. die Tagung des Plenums der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung, die vom 7. bis 14. Oktober in Kolympari auf der Insel Kreta (Griechenland) stattfindet.

In seiner Eröffnungsansprache vor den 152 teilnehmenden Theologen/innen betonte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, der früher selbst der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung angehörte, die Bedeutung einer doppelten Umkehr, einer "Hinwendung zur Vergangenheit und Zukunft". "Es ist wichtig, von den frühen Vätern und Müttern der Kirche zu lernen" und "von denen ..., die - in jeder Generation - die Integrität und Intensität des apostolischen Glaubens bewahrt haben". "Gleichzeitig sollten wir uns auch der Zukunft, dem kommenden Zeitalter, dem himmlischen Reich zuwenden." Diese "eschatologische Vision" sollte uns "einen Weg aus der Sackgasse von Provinzialismus und Konfessionalismus" weisen.

Dieses Verständnis christlicher Einheit erlaube es uns, "die Bereiche unseres gemeinsamen Dienstes und unserer geeinten Mission zu erkennen", fügte er hinzu. Die "Bewahrung der Schöpfung" und "die Förderung von Toleranz und Verständnis unter den Religionen und Völkern unserer Welt" bezeichnete er in diesem Zusammenhang als wichtige Anliegen.

Auf Kreta fand bereits 1984 eine Tagung der Ständigen Kommission für Glauben und Kirchenverfassung statt. Dieses Mal richtet die Orthodoxe Akademie von Kreta die Tagung des Plenums der Kommission aus, das alle sieben Jahre zusammenkommt. Der Ökumenische Patriarch beehrt das Plenum mit seiner Anwesenheit.

Wie im übrigen Griechenland gehört die große Mehrheit der Bevölkerung auf Kreta der orthodoxen Kirche an. Aus historischen Gründen gehört die Erzdiözese Kreta nicht zur Kirche von Griechenland, sondern untersteht der direkten Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats.

Das Ökumenische Patriarchat gehörte zu den ersten Kirchen, die sich aktiv in der modernen ökumenischen Bewegung engagiert haben. Besonders bekannt geworden ist seine Enzyklika "An die Kirchen Christi überall", die 1920 veröffentlicht wurde und zur Schaffung einer weltweiten Gemeinschaft von Kirchen aufrief. Das Ökumenische Patriarchat ist Gründungsmitglied des ÖRK. Es ist auch an der Koordination der interorthodoxen Beziehungen beteiligt.

Während der Tagung des Plenums wird die Kommission sich in ihrer theologischen Suche nach christlicher Einheit auf drei Hauptthemen konzentrieren: was verstehen die Kirchen unter der "einen Kirche" (Ekklesiologie), wie beziehen sie sich auf ihre Quellen der Autorität und wie nutzen sie diese Quellen, um im Bereich der ethisch-moralischen Urteilsbildung Entscheidungen zu treffen? Das Gesamtthema der Tagung lautet "Berufen, die eine Kirche zu sein: Sodass sie eins werden in deiner Hand."

In seiner Predigt während des Eröffnungsgottesdienstes ermutigte der ÖRK-Generalsekretär, Pfarrer Dr. Samuel Kobia, die Teilnehmenden "sich in ihrer Arbeit von Liebe leiten" zu lassen. "Sie können in dieser Woche Einverständnis über die Quellen der Autorität und den Platz der Lehrer und der frühen Zeugen der Kirche erzielen. Sie können sich in dieser Woche auch darüber verständigen, wie man in den Kirchen in Fragen ethisch-moralischer Urteilsfindung am besten vorgeht. Sie können in dieser Woche klare, neue Vorstellungen darüber entwickeln, wie wir an der Ekklesiologie weiterarbeiten sollen. Wenn das alles jedoch ohne Liebe geschieht, dann zeigt es lediglich Gewandtheit," mahnte er.

Weitere Informationen zur Tagung auf Kreta:
http://www.oikoumene.org/crete2009

Vollständiger Text der Ansprache des Patriarchen:
http://www.oikoumene.org/?id=7208&L=2

Vollständiger Text der Predigt des Generalsekretärs:
http://www.oikoumene.org/?id=7207&L=2

Weitere Informationen (auf Englisch) zu den Kirchen auf Kreta:
http://www.oikoumene.org/?id=7191&L=2

Weitere Informationen (auf Englisch) zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel:
http://www.oikoumene.org/?id=4874&L=2

Weiter Informationen zur Orthodoxen Akademie von Kreta:
http://www.oac.gr

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 7. Oktober 2009
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Oktober 2009