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KIRCHE/927: Pilger als Friedensarbeiter im Heiligen Land (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 27. Mai 2007

Aufruf an Pilgerinnen und Pilger im Heiligen Land, sich für den Frieden einzusetzen


Christen und Christinnen, die als Pilger ins Heilige Land reisen, müssen mehr tun als historische Stätten zu besuchen. Sie sollten sich für das palästinensische Volk interessieren, das dort lebt und dessen Leben durch die israelische Besetzung seines Landes erheblich eingeschränkt ist.

Dies war die Botschaft einer Gruppe von 27 Männern und Frauen - Theologen, palästinensischen christlichen Aktivisten, Reiseveranstaltern sowie Vertretern von Fürsprache-Organisationen - aus 14 Ländern, die vom 18.-21. Mai in Chavannes-de-Bogis in der Nähe von Genf (Schweiz) zusammengekommen waren.

"Gerechtigkeitstourismus befasst sich mit politischen Realitäten. Nur durch das Erleben dessen, was die Palästinenser jeden Tag erleben, kann ein Besucher das Unrecht erkennen, dem sie Tag für Tag ausgesetzt sind. Aus diesem Verständnis erwächst der Wunsch, etwas gegen das komplexe Unrecht in Palästina zu unternehmen", sagte Rami Kassis, Geschäftsführer der Gruppe Alternativer Tourismus.

Die Teilnehmenden des Treffens in Chavannes-de-Bogis riefen Pilgerinnen und Pilger dazu auf, Solidarität mit den palästinensischen Christen zu zeigen. Nach 2000 Jahren ununterbrochener Präsenz in diesem Land gingen deren Zahlen in den letzten Jahrzehnten deutlich zurück, weil viele aufgrund der Besetzung das Land verlassen würden.

Pilger, die das Heilige Land auf von israelischen Veranstaltern organisierten Touren erkundeten, vergäßen oftmals das palästinensische Volk und seine Situation. Sie hörten und gäben nur die israelische Sichtweise weiter - dies könne das Problem verschlimmern, so die Gruppe.

"Sie glauben, dass sie Hoffnung bringen, aber tatsächlich nehmen sie der ganzen Region Hoffnung", erklärte Rifat Kassis, ein Vertreter von Kairos Palästina. Hierbei handelt es sich um eine christliche Initiative, die nach dem Vorbild des südafrikanischen Kairos-Dokumentes theologische Grundlagen für empfohlene Maßnahmen für einen gerechten Frieden bietet. Verhaltenskodex für Touristen Tourismus in Palästina könne eine Gelegenheit zu einer "Pilgerfahrt der Verwandlung" werden, die eine tiefergehende christliche Erfahrung biete und Pilgerinnen und Pilger zu einer wahrhaften Begegnung mit dem Leib Christi einlade, indem sie ihren palästinensischen Brüdern und Schwestern im Glauben begegneten.

Die Teilnehmenden der Tagung empfahlen allen Pilgerinnen und Pilgern, sich an den Verhaltenskodex für Tourismus im Heiligen Land zu halten - Richtlinien eines palästinensischen Netzwerkes zur Vorbereitung von Reisen, zum richtigen Verhalten während der Reise und zur Nacharbeit zu diesem Besuch.

Die Teilnehmenden brachten auch ihre tiefe Sorge über die Monopolstellung Israels im Tourismus im Heiligen Land zum Ausdruck wie auch über die massiven Einschränkungen für palästinensische Reiseveranstalter, Hotels und Touristenführer, die die Entwicklung dieses wichtigen Bereichs der palästinensischen Wirtschaft behindere.

Die israelische Besetzung wirkt sich drastisch auf das Leben der Palästinenser und Palästinenserinnen aus. Etwa 400 israelische Kontrollpunkte überziehen das Westjordanland und behindern die palästinensische Bevölkerung auf ihrem Weg zur Arbeit, zur Schule, zu Familienangehörigen oder zum Arzt. Die Trennmauer, die weite Teile ihres Landes durchschneidet, trennt Palästinenser sowohl voneinander als auch von Ostjerusalem, dem traditionellen Zentrum des palästinensischen religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens. Die israelischen Behörden hindern auch palästinensische Christinnen und Christen aus dem Westjordanland daran, zu Ostern und anderen christlichen Festen nach Jerusalem zu kommen.

Allerdings zeigen Berichte aus der palästinensischen Tourismusbranche, dass sie trotz Restriktionen wächst und gedeiht und damit authentische und einzigartige Erfahrungen mit vielfältigen Touren und Gelegenheiten für individuelle Interessen bietet. Beispielsweise reisen Touristen auf dem "Geburtsweg" von Nazareth nach Bethlehem und treffen dabei auf dort wohnende Palästinenser, darunter Christen, Beduinen und andere Bevölkerungsgruppen.


Die Tagung in Chavannes-de-Bogis wurde von der Gruppe Alternativer Tourismus [1] in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Forum für Palästina/Israel (PIEF) [2] des Ökumenischen Rates der Kirchen, der Ökumenischen Koalition für den Tourismus (ECOT) [3] und Kairos Palästina [4] organisiert.

ÖRK-Mitgliedskirchen in Israel und Palästina:
http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=80805f1a7f5152304e9a

Ökumenisches Forum für Palästina/Israel:
http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=debe40349beb41d13ad3

Verhaltenskodex für Touristen im Heiligen Land:
http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=65adf73e3463d4b00e03 (auf Englisch)

[1] http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=221e83d16f7d8d3ce95b
[2] http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=c8822e355ba7affa5e81
[3] http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=4edde2386341765db6e6
[4] http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=b573561847aba41fb8a7

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfarrer Dr. Olav Fykse Tveit, von der (lutherischen) Kirche von Norwegen. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 27. Mai 2010
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Mai 2010