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INTERNATIONAL/204: Mosambik - Klima der Angst (afrika süd)


afrika süd - zeitschrift zum südlichen afrika
Nr. 3, Mai/Juni 2016

Mosambik

Klima der Angst


In Mosambik herrscht zunehmend ein Klima der Angst, das von den Sicherheitskräften geschürt wird. Statt politische Konsequenzen aus der angespannten Wirtschaftslage zu ziehen, lässt die Regierung ihre Sicherheitskräfte auf prominente Personen los und versucht, mit Demonstrationsverboten städtische Proteste zu unterdrücken. Zugleich gehen Armeeeinheiten mit einer Politik der verbrannten Erde gegen mögliche Unterstützer der oppositionellen Renamo auf dem Land vor.

Am 23. Mai wurde der durch regelmäßige Talkshow-Einladungen bekannte Sozialwissenschaftler José Jaime Macuana von bewaffneten Männern in ein Auto gezerrt, festgebunden und dann auf die Straße gestoßen. Nach vier Schüssen in die Beine ließen die Täter von ihm ab. Macuana kam gerade aus der Sendung "Pontos da Vista", einer politischen Talkshow des unabhängigen Fernsehsenders STV, in dem er die regierende Frelimo kritisierte. Er hatte ihr vorgeworfen, von "organisierter Kriminalität" abhängig zu sein, solange der Staat das Verbrechen nicht ernsthaft bekämpfe.

Der Anschlag auf Macuana erinnert an frühere Morde an dem Verfassungsrechtler Gilles Cistac und dem Staatsanwalt Marcelino Vilankulo.

Am 20. Mai wurde João Massango, Präsident der Partido Ecologista Movimento da Terra, verprügelt und konnte einer Entführung nur dank der Hilfe der lokalen Gemeinde knapp entgehen. Die Demonstration seiner kleinen Umweltpartei wurde verboten. Sobald eine Demonstration geplant wird, ist das Militär zur Stelle. Die sozialen Medien werden von Propagandakampagnen und Drohungen durch die Sicherheitskräfte überschüttet.

Ungeachtet des von der Regierung propagierten Dialogs mit der Renamo schickte die Armee ihre Truppen in die Gorongosa-Berge, um Renamo-Chef Afonso Dhlakama aus seinem Versteck zu locken. Der warnte im Mai 2016 in einem Interview mit der Deutschen Welle, dass sein Tod das "Ende der Demokratie in Mosambik" bedeuten würde. Berichte aus Sofala über die Entdeckung eines Massengrabs mit etwa 120 Leichen werden offiziell dementiert, Journalisten wird der Zugang versperrt. Die mosambikanische Menschenrechtsliga wirft der Regierung eine Massenexekution von 83 Personen in Zentralmosambik vor.

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Quelle:
afrika süd - zeitschrift zum südlichen afrika
45. Jahrgang, Nr. 3, Mai/Juni 2016, S. 7
Herausgeber: informationsstelle südliches afrika e.V. (issa)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juli 2016

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