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BUNDESLIGA/566: Männer - 5. und 6. Runde (SB)



Und da waren es nur noch fünfzehn. Völlig unerwartet für die Bundesliga zog der SV Lingen einen Tag vor der dritten Doppelrunde seine Mannschaft mit sofortiger Wirkung aus dem Spielbetrieb zurück. Bedauerlich, zumal der Verein mit drei Siegen und einem Unentschieden hervorragend in die Saison gestartet war. Offenbar war es der Vereinsleitung nicht gelungen, kurzfristig Sponsoren für die laufende Saison zu finden, nachdem eingeplante Mittel nicht mehr zur Verfügung standen und so das finanzielle Risiko für den Verein nicht mehr tragbar war. Nach dem Rückzug des SV Lingen steht dieser als erster Absteiger fest. Alle bisherigen Begegnungen mit Lingen wurden aus der Tabelle gestrichen.

Der Spitzenreiter und amtierende Deutsche Meister aus Baden-Baden trat am vergangenen Wochenende in Bordesholm, einer Gemeinde unweit von Kiel, beim Gastgeber SG Turm Kiel an. Zwei Kämpfe standen gegen Kiel und Hamburg an, und beide Male zeigte sich der Titelverteidiger souverän an den Brettern und bleibt so weiterhin verlustpunktfrei. Gegen die Kieler erzielte Baden-Baden einen ungefährdeten 6:2-Sieg. Zwar konnten die Kieler an den vorderen vier Brettern noch gut mithalten und vier Remisen einfahren, dafür kassierten sie an den hinteren Brettern durchweg Niederlagen, weil die Kieler Spieler gegen die Großmeistergilde aus Yifan Hou, Alexei Shirov, Sergei Movsesian und Jan Gustafsson chancenlos blieb.

Am Sonntag mußte Baden-Baden gegen die Hamburger zwar zweieinhalb Punkte und gar eine Brettniederlage hergeben, aber der Sieg der Baden-Badener Spitzentruppe war dennoch wohlverdient. Den Anfang machte Francisco Vallejo Pons, der den Hamburger Luis Engel taktisch überspielte. Richard Rapport legte gegen Robert Kempinski nach, und auch Arkadi Naiditsch überwand seine Formkrise und reklamierte gegen Sipke Ernst seinen ersten Saisonsieg für Baden-Baden. Am Spitzenbrett konnte Rasmus Svane immerhin ein Remis für die Hanseaten gegen Maxime Vachier-Lagrave einfahren. Für weitere Unentschieden sorgten Lubomir Ftacnik und Dorian Rogozenco, aber der Ehrentreffer gelang Thies Heinemann gegen die weltweit beste Schachspielerin Hou Yifan, aber mehr war tatsächlich aus Hamburger Sicht nicht zu holen gewesen.

Am Tag zuvor hatten die Hamburger gegen Deizisau immerhin ein 4:4-Mannschaftsremis erkämpfen können, was aller Ehren wert war, zumal Deizisau über Alexander Donchenkos Sieg gegen den Hamburger Routinier Lubomir Ftacnik in Führung ging. Erst nach sechs Stunden Spielzeit gelang Sipke Ernst in der letzten Partie des Spieltags der Ausgleich mit einem Erfolg gegen Matthias Blübaum. Alle anderen Begegnungen endeten mit Remis. Kiel hingegen kassierte am Wochenende zwei Niederlagen. Der erwartbaren Pleite gegen Baden-Baden folgte am Sonntag ebenfalls eine 2:6-Abreibung gegen Deizisau. Alles in allem konnten die Kieler am Wochenende keinen einzige Brettsieg erzielen.

Hockenheim avancierte von Platz 5 zum direkten Verfolger des Tabellenführers und erweist sich so als der Hauptkonkurrent für Baden-Baden. Am Samstag im Spielort Speyer-Schwegenheim bekam es der letztjährige Vizemeister mit Mühlheim-Nord zu tun, und er war hochkarätig zu dem Treffen gekommen mit vier 2700ern-Großmeistern. Gegen diese Übermacht konnte Mühlheim Nord nicht mehr herausholen als eine 2,5:5,5-Niederlage, aber immerhin gelang David Navara am Spitzenbrett ein Brettsieg gegen den Hockenheimer Top-Spieler Nikita Vitiugov, aber damit endeten auch schon die Heldengesänge. Liam Vrolijk, Max Warmerdam und Daniel Hausrath steuerten noch drei Remisen gegen die Rennstädter bei.

Parallel dazu schaffte Solingen einen bequemen 6:2-Sieg gegen den Gastgeber und hoffte so nach einem insgesamt vergurkten Saisonauftakt auf eine Aufholjagd. Die jedoch endete am Sonntag gegen Hockenheim. Die Partien waren hart umkämpft und wurden sehr engagiert geführt, aber am Ende erzielten die Rennstädter dann doch einen knappen, aber gleichwohl verdienten 4,5:3,5-Sieg, weil Vladimir Fedoseev am vierten Brett den einzigen Siegpunkt dieser Begegnung gegen Aryan Tari einfuhr. Solingen verbesserte sich trotz alledem auf Rang 10, aber in den Titelkampf wird das Team wohl nicht mehr eingreifen können. Am Sonntag reüssierte Mühlheim Nord gegen Speyer-Schwegenheim mit 5:3 - wichtige Punkte für den Klassenerhalt.

Ausrichter Bayern München trat am Samstag ohne Spitzenmann Niclas Huschenbeth gegen Viernheim an und kam auch so zurecht. Die Begegnung endete mit einem 5:3-Sieg der Münchener, die über Nicolas Georgiadis, Noel Studer und den ehemaligen WM-Kandidaten Zoltan Ribli, der für Huschenbeth ans Brett ging, punkteten. Dem Senior gelang dabei eine strategisch einwandfreie Siegpartie gegen die frühere U16-Weltmeisterin Annmarie Mütsch. Bayern München war auch am Sonntag erfolgreich und schlug in gleicher Höhe die Recken des Aachener SV. Das katapultierte die Bayern auf Rang 7 der Tabelle. Am Samstag hatte Augsburg am gleichen Spielort Aachen mit 6:2 bezwungen. Im Gegenzug setzte sich Viernheim am Sonntag gegen Augsburg knapp mit 4,5:3,5 durch.

Ausrichter Werder Bremen kam gegen Dresden in der 5. Runde nicht über ein 4:4 hinaus, und auch tags darauf gegen Berlin reichte es nur zu einem Mannschaftsremis, versüßt wurde dies jedoch mit einem 5. Platz in der Tabelle. Weitere Begegnungen gab es in Bremen nicht, da Lingen nicht mehr in der Liga spielt. Allerdings nutzten die Remisen Aachen und Dresden nicht viel, da sie weiter auf Abstiegsplätzen festgepflockt bleiben.


Runde 5, am 8.2.2020

FC Bayern München - SC Viernheim 5:3
BCA Augsburg - Aachener SV 6:2
SG Turm Kiel - OSG Baden-Baden 2:6
Hamburger SK - Schachfreunde Deizisau 4:4
SV Werder Bremen - USV TU Dresden 4:4
SG Speyer-Schwegenheim - SG Solingen 2:6
SV Hockenheim - SV Mülheim Nord 5,5:2,5
SV Lingen - SF Berlin 0:0


Runde 6, am 9.2.2020

SC Viernheim - BCA Augsburg 4,5:3,5
Aachener SV - FC Bayern München 3:5
OSG Baden-Baden - Hamburger SK 5,5:2,5
Schachfreunde Deizisau - SG Turm Kiel 6:2
SF Berlin - SV Werder Bremen 4:4
SG Solingen - SV Hockenheim 3,5:4,5
SV Mülheim Nord - SG Speyer-Schwegenheim 5:3
USV TU Dresden - SV Lingen 0:0


 Stand nach der 6. Runde: 
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
OSG Baden-Baden
SV Hockenheim
Schachfreunde Deizisau
Hamburger SK
SV Werder Bremen
SC Viernheim
FC Bayern München
BCA Augsburg
SG Turm Kiel
SG Solingen
SF Berlin
SG Speyer-Schwegenheim
SV Mülheim Nord
USV TU Dresden
Aachener SV
SV Lingen
6
5
6
6
6
6
6
6
6
5
5
5
5
5
6
12
10
9
8
8
7
7
5
5
4
4
2
2
1
0
34  
25  
31  
27,5
25,5
24  
24  
24  
23,5
20  
18  
18  
14,5
15,5
11,5

11. Februar 2020


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