Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/02575: Nimbus des Übernatürlichen (SB)


Wer kennt sie nicht, die Legende vom Rechenexempel mit den Weizenkörner: Stets die doppelte Anzahl des vorigen auf nächste Feld setzend, ergibt eine Summe mit astronomischer Vielfalt. Die alten Legendenschreiber des Orients hatten offenbar eine Vorliebe dafür, ihr geliebtes Spiel mit dem Nimbus des Übernatürlichen zu umgeben. Als das Schachspiel über die iberische Halbinsel zur Zeit der Mauren wandernd ganz Europa eroberte - ein frühes Beispiel also für kulturelle Inbesitznahme -, da floß in derselben Bewegung auch jene Legende mit und ging ein in den Wortsatz und Kanon der Aussprüche des frühen Mittelalters. Schicksalsschwer und religiös wie die Zeit damals war, veränderte sich natürlich auch die Ausschmückung der Legende in eine europäische Ausdrucksform. So sagte man beispielsweise: "Ich kann die Felder des Schachbrettes mit meinem Leid verdoppeln" und "Man kann mit all' dem Guten, das zu deinem (gemeint war die Heilige Jungfrau) Lobe gehört, tausendmal die Felder des Schachbrettes verdoppeln." Die Schachspieler wiederum hatte ihre eigene Auslegung. Für sie stellte es den Nachweis von der Ungeheuerlichkeit der Denkmöglichkeiten dar, die in der Schachkunst schlummerten. Im heutigen Rätsel der Sphinx machte Schwarz Gebrauch davon. Trotzdem zwei seiner Figuren bedroht waren, fand er eine scharfzüngige Siegeskombination, jedenfalls etwas kraftvolleres als das prosaische 1...Te1-a1 2.g4xf5 Ta1xa2+, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02575: Nimbus des Übernatürlichen (SB)

Hvenekilde - Andersen
Esbjorg 1967

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Mit einer problemschachartigen Lösung erhöhte Schwarz die Macht seines Freibauern ins Unaufhaltsame: 1...Td3-d1+!! 2.Ke1xd1 e3xf2! und die Umwandlung konnte nicht mehr vereitelt werden.


Erstveröffentlichung am 05. April 1999

21. Januar 2010