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SCHACH-SPHINX/02645: Caissas Lächeln verkannt (SB)


Jahrelang hatte Alexander Aljechin auf einen WM-Kampf gegen den Kubaner José Capablanca gedrängt. Doch der hohe Nobelmann verschob immer wieder einen Turniertermin mit ständig wachsenden Forderungen. Schließlich mußte Capablanca dem Druck der Schachöffentlichkeit nachgeben und arrangierte in New York einen Vorab-Wettkampf. Der Sieger aus diesem Turnier sollte das Herausforderungsrecht erhalten. Da Capablanca selbst den ersten Platz belegte, fiel das Recht auf den Zweitplazierten: Aljechin. In einer Darstellung des New Yorker Turniers von 1927 schrieb Aljechin: "Als Prolog zum Weltmeisterschaftskampfe hatte also das New Yorker Turnier eine doppelte und sehr reelle Bedeutung - welche sich aber vollständig von der Meinung der gesamten Schachwelt über dieses letzte Ereignis unterschied: es gab der Frau Fortuna Gelegenheit, den kubanischen Helden mit einem zweideutigen Lächeln zu beschenken, in welchem neben der äußerlichen Ermunterung auch ein leises Warnen eingeschlossen war; und es ist wahrlich nicht ihre Schuld, daß ihr Liebling diesmal ihr Lächeln nicht entziffern konnte. Außerdem erlaubte das Turnier seinem künftigen Gegner unmittelbar vor dem Entscheidungskampfe die Beobachtungen der früheren Jahre an einer Anzahl neuer Beispiele nachzuprüfen und so zu den richtigen Schlüssen zu kommen. Mögen auch die nächsten Jahre uns die größten Überraschungen bringen, - das New Yorker Turnier 1927 wird jedenfalls in die Schachgeschichte als der Ausgangspunkt zu jenem Schauspiel eingeschrieben sein, welches die für unsere Kunst schädliche Legende von der menschlichen Schachmaschine endgültig zerstörte." Im WM-Kampf desselben Jahres bewies Aljechin die Stichhaltigkeit seiner Argumente. Doch im heutigen Rätsel der Sphinx mußte er dennoch schwierige Aufgaben lösen, ehe er die 15. Wettkampfpartie zu einem Remis bringen konnte. Aljechin spielte mit den schwarzen Steinen und stand auf Grund der latenten Schwäche seiner Damenflügelbauern etwas schlechter. Er fand allerdings einen vortrefflichen Ausgleichsweg, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02645: Caissas Lächeln verkannt (SB)

Capablanca - Aljechin
WM 1927

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Tja, nach 1...Lc8-f5 konnte Weiß seinen Mut nicht mehr bezähmen und mit 2.De4xe5! brachte er ein Damenopfer, das auf seinen Lohn nicht lange zu warten brauchte: 2...Sc6xe5 3.Lf4xe5 Db8-d8 4.Sb5-d6+! - stärker als 4.Sb5-c7+ Ke8-d7 5.0-0-0+ - 4...Ke8-d7 5.0-0-0 Kd7-c6 6.Sf3-d4+ Kc6-b6 - der schwarze König hofft mit seinen Schätzen entkommen zu können, aber... - 7.c4-c5+! Kb6xc5 8.Sd4xf5 Kc5-c6 9.Sd6xf7 Dd8-c8 - oder 9...Dd8xd1+ 10.Kc1xd1 Se7xf5 11.Sf7xh8 mit weißer Gewinnstellung - 10.Td1-d6+ Kc6-c5 11.a2-a3! und Schwarz gab auf, da auf 11...Se7-c6 12.Le5-d4+! Sc6xd4 13.b2-b4# folgt.


Erstveröffentlichung am 28. April 1999

13. Februar 2010