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SCHACH-SPHINX/02789: Raubzug hätte nur zum Remis geführt (SB)


Das Jahr 1 nach dem Schisma zwischen dem Weltschachbund FIDE und Garry Kasparow erlebte zwei Weltmeisterschaftskämpfe. Während Kasparow mit dem Engländer Nigel Short in London seinen "privaten" Wettkampf ausfocht, trugen der zur neuen Gallionsfigur ernannte Anatoli Karpow und Hollands Meisterspieler Jan Timman in Amsterdam den offiziellen WM- Kampf aus. Die Doppelgleisigkeit erregte nur mildes Achselzucken. Für die einen war Kasparow ein Rebell und Kämpfer für eine gerechte Sache und genoß daher große Anerkennung, für die anderen war er ein Verräter, ein Keiltreiber, eine unerwünschte Person. Die Kluft hat sich bis heute nicht wieder geschlossen, die Fronten scheinen sich sogar verhärtet zu haben im siebten Jahr der Trennung. Wie dem auch sei, Politik ist eine ungenießbares Pflanze. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll uns allerdings der Wettkampf in Amsterdam interessieren. In der vorliegenden Stellung mit Weiß am Zuge hatte Timman seinerzeit 1.a4-a5!? gezogen. Viele Kritiker waren hinterher der Meinung, daß Timman mit dem einfachen Raubzug 1.Dg5xh4!? gute Gewinnchancen gehabt hätte. Freilich konnte sein Sekundant, der amerikanische Großmeister Yassir Seirawan, kurz darauf alle derartigen Gerüchte widerlegen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02789: Raubzug hätte nur zum Remis geführt (SB)

Timman - Karpow
Amsterdam 1993

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Beide Wege führten zur unumstößlichen Niederlage. Nach 1...Kd7-e6 2.Tb3-b1 Ke6-d5 3.d6-d7! gab Schwarz auf, weil er den Vormarsch des weißen Freibauern zwar durch 3...Ta2-a8 verhindern konnte. Freilich nur unter Preisgabe seines Königs: 4.Tb1-e1! Ta8-d8 5.Te1-e5# Auch die Alternative 1...Ta2xh2 ließ keine Rettung zu, zum Beispiel 2.Tb3-a3 Kd7-e6 3.Ta3-a8! Th2-g2 4.Ta8-e8+ Ke6-d7 5.Te8-e7+ Kd7-d8 6.Te7-c7 usw.


Erstveröffentlichung am 15. Juni 1999

02. April 2010