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SCHACH-SPHINX/02904: Schlußfolgerung und Sinn (SB)


Niemand ist gegen Fehler und Irrtümer gefeit, solange er seine Entscheidungen auf dem schwankenden Boden der Einschätzungen vornehmen muß. Der Blick des Menschen ist von einer seltsam bezwingenden Art. Das Denken bedient sich der Sinnesreize, es verwandelt sie zu Willensäußerungen, Handlungen und schließlich zu Weltanschauungen. Andere Reizquellen erreichen dieses Maß an Priorität bei weitem nicht. Der Mensch ist ein Augentierchen, wenn auch nicht von Geburt an. Doch Gesellschaft und Erziehung sind strenge Lehrmeister. Alles, was der Mensch infolge des Sehens begreift und schließlich auch denkt, wird so zu seinem Glück oder Verhängnis. Auch Wünsche sind in ihrem Skelett Schlußfolgerungen optischer Sinnesgewalt. Im heutigen Rätsel der Sphinx beispielsweise sah Schwarz, daß er mit 1...Dc7-c5? den Damentausch erzwingen konnte. Sein Denken richtete sich danach aus, Wanderer, und doch "sah" die Wirklichkeit auf dem Brett ganz anders aus als in seinen Gedanken.



SCHACH-SPHINX/02904: Schlußfolgerung und Sinn (SB)

Nielsen - Kher
Dänemark 1999

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Dank einer taktischen Finesse konnte Weiß die störenden schwarzen Turmschachs leicht abschütteln: 1.Tf6-e6! Ta1-a2+ 2.Ke2-e3 Te7-c7 - hoffnungslos war 2...f7xe6 3.f5-f6+ Kh7-h8 4.f6xe7 nebst 5.Ld3-g6 - 3.f5-f6+ Kh7-h6 4.Tg4-g8 Kh6xh5 - 4...f7xe6?? 5.Tg8-h8# - 5.Te6-e5+ Kh5xh4 6.Tg8-h8+ Kh4-g4 7.Th8-h5 und Schwarz gab auf, weil das Matt auf g5 nicht abzuwehren war.


Erstveröffentlichung am 20. Juli 1999

11. Mai 2010