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SCHACH-SPHINX/02935: Die Niederlage als Wegweiser (SB)


Gewiß, unsere Vorgänger in der edlen Kunst des Schachspiels besaßen kein besonders ausgeprägtes Gespür für Gefahren, die dem Monarchen drohten, und griffen denn auch beherzt zu, wenn Materialgewinne zu erzielen waren. So erklärt sich wohl auch, daß aus jenen frühen Tagen des Schachspiels nicht wenige Partien zu finden sind, in denen mitunter eine Kohorte von Leichtfiguren oder auch beide Türme geopfert wurden. Heutzutage widmet man sich diesen staubbedeckten Partien mit der Liebe zum Nostalgischen. Man erkennt in ihnen die ersten Gehversuche, das zarte Aufblühen kombinatorischer Finessen, begreift auch, daß das Schachspiel notgedrungen diesen Weg gehen mußte, ehe später der Gedanke der Verteidigung in den Vordergrund trat. In dieser Experimentierphase dominierten klar die taktischen Elemente vor strategischen Überlegungen. Man lernte die Gewalt und Möglichkeiten eines konzentrierten Angriffs kennen. Die Niederlagen waren dann der Wegweiser für einen gründlichen Sinneswandel. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Weiß seine beiden Ecktürme geopfert, um mit seiner verbliebenen Armee den schwarzen König bis zum Matt jagen zu können, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02935: Die Niederlage als Wegweiser (SB)

Bowdler - Conway
London 1796

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Capablancas Coup bestand darin, daß er mit 1.Sa5xb7! Ta7xb7 2.Lg2xc6+ Tb7-d7 3.c4-c5 Ke8-e7 4.Lc6xd7 Sb6xd7 5.c5-c6 Sd7-b6 6.c6-c7 eine Endspielkonstellation erzwang, in der der Sieg bequem zu erreichen war. Es folgte weiter: 6...Lh7-f5 7.Td1-d8 e6-e5 8.Td8-b8 Sb6-c8 9.b4- b5 Ke7-d6 10.b5-b6 Se7-c8 11.Tb8-f8 Lf5-c8 12.Tf8xf7 Se7-d5 13.Tf7xg7 Sd5xb6 14.Tg7-h7 Sb6-d5 15.Th7xh6+ Kd6xc7 16.e2-e4 und Schwarz gab auf. Die weiße Bauernlawine wäre nicht zu stoppen gewesen.


Erstveröffentlichung am 30. Juli 1999

21. Mai 2010