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SCHACH-SPHINX/03108: Nerven oder Fluch? (SB)


Es ist ein Rätsel für sich, über das sich schon so mancher Gescheite den Kopf zerbrochen hat, ohne eine zufriedenstellende Antwort zu finden. Das Rätsel heißt Wladimir Kramik und die Frage dazu: Wie ist es möglich, daß einer der fähigsten Schachspieler der modernen Zeit immer dann, wenn es gilt, den letzten Schritt zu tun zu einem Weltmeisterschaftskampf, aufs beharrlichste scheitert? Es wurde bereits die Vermutung geäußert, daß Kramnik gar keine Ambitionen auf den Thron hätte. Gleichwohl beteuert er beständig, daß er scharf auf den Titel ist. Indes, wenn es denn soweit ist - immer dasselbe Dilemma. Spätestens im Viertelfinale fällt er marionettenhaft, aber ohne Fäden, in sich zusammen. Ganz nah dran an einem Titelkampf war er 1998 in Cazorla, als er mit Alexej Schirow um das Recht der Herausforderung von Profi-Weltmeister Garry Kasparow stritt. Und was geschah? Nach drei Remisen kassierte Kramnik in Runde 4 eine schlimme Niederlage und dann noch einmal in der neunten und letzten. Dieser Mann gibt Rätsel auf. Sein ungeheueres Talent scheint ihn stets dann zu verlassen, wenn es um alles oder nichts geht. Im heutigen Rätsel der Sphinx, das freilich lösbar ist, spielte Kramnik mit den schwarzen Steinen nun 1...Lg1xh2? und geriet damit in eine unhaltbare Lage. Mit welcher Zugfolge hätte er dagegen hervorragende Chancen auf ein Remis gehabt, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/03108: Nerven oder Fluch? (SB)

Schirow - Kramnik
Cazorla 1998

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß hatte seiner Stellung und vom Figurenopfer zuviel verlangt. Schwarz spielte 1...Df5-f3! und trieb damit die weiße Dame aus ihrer dominierenden Position. Abtausch war bei einer Minusfigur natürlich nicht drin. Nach 2.Dd5-d2 Df3-c6 3.Th1-f1 Lc8-e6 4.Lb3xe6 f7xe6 5.Tf1- f6 0-0-0 6.Tf6xe6 Lf8-g7 war indes vom weißen Angriff nichts übriggeblieben. Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 26. September 1999

18. Juli 2010