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SCHACH-SPHINX/03296: Von der Geschichte vergessen (SB)


Dazu verdammt, in der Unsterblichen Partie als Verlierer in die Schachgeschichte eingegangen zu sein, ist über das Leben und Wirken von Lionel Kieseritzky nicht allzu viel überliefert worden. Daß er in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den stärksten Spielern der Welt zählte, ist ebenso untergegangen, wie der Umstand vergessen wurde, daß Kieseritzky und nicht Adolf Anderssen den freien Wettkampf, aus dem jene sagenhafte Kombinationspartie entstammte, mit 10:6 gewann. Kieseritzky war ein Kind seiner Epoche im Schachspiel, für die in der heutigen Zeit der etwas abfällige Begriff Romantik verwendet wird, womit zum Ausdruck kommen soll, daß die Schachspieler damals weniger mit Verstand als vielmehr mit dem Gefühl an eine Partie herangingen, daß Opferwendungen zumeist ins Blaue hinein erfolgten und dergleichen. Die Toten können nicht mehr für sich sprechen, und so beansprucht dies moderne Urteil unhinterfragt Gültigkeit. Unerwähnt bleiben soll dennoch nicht, daß einige Weltmeister unserer Epoche in Kommentaren klipp und klar erklärten, daß sie oft nicht auf ihren gedankenvollen Kopf, sondern auf ihr intuitives Gefühl hören, bevor sie eine komplizierte Kombination vom Stapel lassen. Daß der "romantische" Kieseritzky durchaus im Brennpunkt der Konflikte gefühlsmäßig richtig lag, bewies er im heutigen Rätsel der Sphinx, wo er mit den schwarzen Steinen in wenigen Zügen mattsetzte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03296: Von der Geschichte vergessen (SB)

Schulten - Kieseritzky
Paris 1844

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Stärkster Schachspieler zu sein ohne offiziellen Titel - Kasparows Schicksal? Daß er glänzend zu spielen vermag, bewies er viele Male: 1...Tf8xf3! 2.Sh2xf3 Lc8-g4 3.Ta1-f1 Ta8-f8 4.Sc3-d1 De7-f7 5.Ld2-e3 Lg4xf3+ 6.Ke2-d2 Df7-d7 7.Th1-g1 Dd7-h3 8.a2-a3 Lf3xe4 9.Tf1xf8+ Lg7xf8 10.a3xb4 Dh3-h2+ 11.Kd2-c3 Sd3-c1! und Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 24. November 1999

19. September 2010