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SCHACH-SPHINX/03306: Mutation zum Männlichen (SB)


Als Vera Menchik erstmals 1923 und dann nochmals im Jahr darauf am traditionellen Neujahrsturnier zu Hastings teilnahm, schloß sie für das Damenschach ein Tor auf, das zu öffnen, bis dahin nicht einmal in Erwägung gezogen wurde, schon deswegen, weil niemand so richtig daran glauben wollte, daß Frauen die Befähigung zu ernsthaftem Schachspiel überhaupt entwickeln könnten. Heutzutage würde so ein Denken belächelt werden. Aber wie weit geht die schachliche Emanzipation wirklich? Gelingt es einer Frau tatsächlich, ein Männerturnier zu gewinnen, dann stößt man gar nicht selten auf Aussagen wie sie habe "wie ein Mann gespielt" oder "sehr männlich angegriffen". Kurzum: Als Frau läßt man sie nicht gelten. Sie muß schon die Mutation zum Männlichen durchmachen, um Anerkennung zu finden. Ansonsten bleibt sie eben Frau, also launisch im Wesen, unbeständig im Denken, uneffektiv, gebrochener Logik folgend. Ja, das sind die Vorurteile, mit denen schon Vera Menchik zu kämpfen hatte. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll indes die serbische Großmeisterin Alisa Maric zu Wort kommen, die den englischen Meister Howell weder mit "weiblichen Waffen" noch mit irgendeiner Art von Becircung, sondern schlicht und ergreifend mit kühlem Schachverstand bezwang. Ihr nächster Zug mit Weiß gewann die gegnerische Dame, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03306: Mutation zum Männlichen (SB)

Maric - Howell
Hastings 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Das ist typisch für Luther. Taucht irgendwo der Zipfel einer Angriffschance auf, greift er zu und durch: 1.f4-f5! e6xf5 2.e5-e6! Tb8-e8 3.e6xf7! Te8xe2 4.f7xg8D+ Kh7xg8 5.h6-h7+ Kg8-f7 - 5...Kg8xh7 6.h5xg6+ verliert noch schneller - 6.h5xg6+ Kf7-e6 7.Th3-e3+ Te2xe3 8.Ld4xe3 Dc6-c3 9.g6-g7 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 26. November 1999

23. September 2010