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SCHACH-SPHINX/04258: Anatomie des Irrtums (SB)


Mitunter hat es den Anschein, als ließe sich das Verhalten der Menschen ebenso berechnen wie die Züge einer Schachpartie. Es gibt Knotenpunkte des Interesses, dann wieder Verläufe entlang einer Front konträrer Motivlagen, Opfer werden gebracht, um Ziele anzusteuern, man sucht nach einem taktischen Vorteil, täuscht, verwirrt, beschwört Komplikationen herauf usw. Auch das Prinzip des Mattsetzens fehlt nicht. Man ahnt das Umschlichenwerden und trifft Vorkehrungen. Hinter jedem Spiel steckt ein Ernst, man muß kein Psychologe sein, um das zu erkennen. Die Welt der menschlichen Absichten hat ein Zentrum, um das eine Peripherie des Abtausches von Wertvorstellungen kreist. Zwischen Wort und Tat klafft immer eine Sphäre der Verhandelbarkeit. Menschen spielen Schach nach ihrem sozialen Verhaltenskodex, der in der Regel gespeist wird aus Konzepten einer maximalen Besitzanhäufung. Im heutigen Rätsel der Sphinx leitete Weiß nun den Schlußakkord ein. Seine Transaktionen hatten ihm eine gewonnene Stellung beschert. Doch statt des Umweges über 1.Tf7xb7, worauf Schwarz mit 1...Ta8-f8 noch Widerstand hätte leisten können, Wanderer, wählte er den kurzen Weg einer Mattkombination.



SCHACH-SPHINX/04258: Anatomie des Irrtums (SB)

Speelman - Cobb
Hove 1997

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Unwucht des Wassers suchte sich ihren Weg über die schwächste Stelle zur Bresche für die Flut: 1.a2-a4! Lb5xa4 2.De3-a3 La4-b5 3.Tc5xb5! Dd6xa3 4.Tb5-b7+ und Schwarz verlor eine Figur und damit die Partie.


Erstveröffentlichung am 29. September 2000

13. Januar 2012