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SCHACH-SPHINX/04574: Kopfgeburt der besonderen Art (SB)


Nun hockt er schon eine geschlagene Viertelstunde auf seinem Stuhl und verweigert das Naheliegenste, nämlich endlich mit seinem König aus dem Schach herauszugehen. Um so mehr steigt erregtes Blut in die Wangen des Wartenden. Worauf ist der bloß so erpicht, fragt er sich, daß er seinen gottverdammten Zug nicht macht? Habe ich vielleicht selbst in blindem Eifer etwas übersehen? Aber nein, die Kombination ist stichhaltiger als ein Dolch, ein Entkommen undenkbar, und doch vergeht Minute um Minute, ohne daß sich der Finger des anderen rührt. Unruhig beginnt er selber, mit dem Fuß zu tippeln. Geduld ist eine Tugend, wo nichts anderes hilft, hier jedoch wird sie zur Strafe. Schon möchte er seinen Unmut herausschreien: 'Geh' aus dem Schach! Das Matt verdirbst du mir nicht!' Dann endlich nach weiteren Krämpfen und bösen Gedanken schreibt der andere das erlösende Wort "Aufgegeben' auf sein Partieformular nieder. Man eilt ihm nach, fragt wie nebenher: "Was war so lang daran?" Der so Angesprochene taucht mit seinen Blicken weg und antwortet fast wie ein verschämter Bub': "Ich konnte einfach nicht glauben, daß ich das Schach übersehen hatte!" Manchmal jedoch kann tiefes Nachgrübeln heilsam sein, Wanderer. So hätte Schwarz im heutigen Rätsel der Sphinx partout nicht aufgeben müssen, auch wenn er 1...Le5xf6 2.Te1-e8# nicht ziehen durfte. Er gab auf, ohne den brillanten Gewinnzug gefunden zu haben.



SCHACH-SPHINX/04574: Kopfgeburt der besonderen Art (SB)

N.N. - N.N.
Berlin 1924

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Lothar Schmid machte sich die Weglenkung der schwarzen Dame zunutze, um nach 1.Tb1xb7!! Dc7xb7 mit 2.De3xe5+ Sc6xe5 3.Lg5-f6# zum gegnerischen König vorzudringen.


Erstveröffentlichung am 07. Januar 2001

25. November 2012





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