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SCHACH-SPHINX/04690: Den Freigeist gebannt (SB)


"Nicht der bessere Spieler gewinnt, sondern die bessere Variante!" Ja, der deutsche Großmeister Siegbert Tarrasch wußte schon, wie er als theoriegewandter Doktrinär der Eigenkreativität jeden Schwung nehmen konnte. In den Beutel eines Systems gepackt soll ja keiner der Freigeister entfliehen. Man schaue also im goldenen Buche der Schachtheorie nach, welche Variante man spielen darf und welche nicht. Was nun die Eigenschaft das Besseren ausmachen soll, nun, darüber schwieg sich Tarrasch aus. So setzte sich die Denkart durch, den Begriff der Wahrheit über den der Tat zu stellen. Und doch muß der Tarraschsche Hintergedanke ans Licht gezerrt werden. Seine Absicht war so uneigennützig nicht. Mit der Hinterlist der besseren Variante schuf Tarrasch einen Götzen. Fortan blickten die Eleven der Kunst immer erst in die Schachbibel, ehe sie ihre Wahl trafen. Die Unsicherheit vieler Spieler und ihre Bangnis, ja nicht aus der Konformität herauszufallen, erklären sich aus dieser Fixierung. Natürlich siegt nie die Variante, sondern stets der Spieler, der seiner Strategie bis zuletzt die Treue hält. Es spricht für den Freiheitswillen vieler Meister, daß sie sich von Tarrasch nicht an der Nase führen ließen. Im heutigen Rätsel der Sphinx bewies der jugoslawische Meister Gligoric mit den schwarzen Steinen, daß Variante nicht gleich Variante ist, aber ein denkender Kopf über alle Grenzen obsiegt! Also, Wanderer, wie bezwang der Verstand das krumme System der Anpassung?



SCHACH-SPHINX/04690: Den Freigeist gebannt (SB)

Teschner - Gligoric
Helsinki 1952

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Gespielt wurde die Partie zwischen Morphy und Anderssen im Pariser Hotel Breteuil, und nach 1...f5-f4 konnte der junge Amerikaner auch seinen Vorteil taktisch mit 2.Sc3-d5! f4xe3 3.Sb5-c7+ Ke8-f7 4.Dd1-f3+ Sg8-f6 5.Lf1-c4 Sc6-d4 6.Sd5xf6+ d6-d5 - 6...Lc8-e6 7.Lc4xe6+ Sd4xe6 8.Sf6-d5+ - 7.Lc4xd5+ Kf7-g6 8.Df3-h5+ Kg6xf6 9.f2xe3 Sd4xc2+ 10.Ke1- e2 umsetzen. Selten war Anderssen so eklatant in der Eröffnung überrumpelt worden.


Erstveröffentlichung am 13. Februar 2001

21. März 2013





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