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SCHACH-SPHINX/04727: Arabische Nächte (SB)


Der arabische Kulturraum kennt eine Anzahl hübsch pointierter Schachanekdoten, die in den folgenden sieben Rätseln erzählt werden sollen. Schließlich wurde das Schach, wenn auch in einer anderen Form als heute bei uns üblich, von den Arabern nach Europa gebracht. Niqfur - in unserer Geschichtsschreibung heißt er Nicehporus - war König von Byzanz und gegenüber dem Herrscher von Bagdad al-Raschid tributpflichtig. Lange schon mißhagte ihm das arabische Joch. Also schrieb er an al-Raschid einen Brief, in dem er die Sprache des Schachspiels benutzte, um sich von der arabischen Schirmherrschaft ein für allemal loszusagen. "Von Niqfur, dem König von Byzanz an Harun, König der Araber, die Kaiserin, meine Vorgängerin auf dem Thron, billigte Dir den Rang eines Ruk (Turm) zu, sich selber achtete sie dem Range eines Bauern gleich und entrichtete Dir Tribut, den Du rechtmäßigerweise ihr hättest entrichten sollen. Dies geschah aus weiblicher Schwäche und Launenhaftigkeit. Wenn Du also meinen Brief gelesen hast, dann zahle mir den Tribut, den Du bisher erhalten hast, zurück und komme selber zu mir mit dem, was Du mir schuldest. Andernfalls soll das Schwert zwischen uns sein." Der Herrscher der Rechtgläubigen war von dieser Unbotmäßigkeit so erzürnt, daß er, die Leuchte des wahren Glaubens, noch am selben Tage einen Antwortbrief zurückschickte mit der darin eingeschriebenen Drohung: "Im Namen Allahs! Des Barmherzigen und Gnädigen! Von Harum, dem Feldherrn der Gläubigen, an Niqfur, den Hund aus Byzanz. Ich habe Deinen Brief gelesen, Sohn einer Ungläubigen. Die Antwort darauf sollst Du sehen und hören." So ließ er sein Heer mobil machen und ritt zu den Toren von Hiraqla, wo Niqfur seine Residenz hatte. Als dieser die gewaltige Armee des Arabers sah, zögerte er nicht, sich vor al-Raschid in den Staub zu werfen und um Verzeihung zu bitten. Mit aller zweckdienlichen Katzenschmeichelei erkannte er al-Raschid schließlich als seinen Ruk an, worauf sich der Herrscher von Bagdad versöhnlich gab und mit seinem Heerwurm wieder abzog, natürlich mit Säcke voller Gold und wertvoller Edelsteine. Du siehst also, Wanderer, daß man keinen Herrscher herausfordern sollte, wenn man nicht die nötige Armee hinter sich hat. Im heutigen Rätsel der Sphinx besaß Meister Rjumin durchaus die Macht, alles zu wagen, denn der weiße König schwebte bereits in einem unentrinnbaren Mattnetz.



SCHACH-SPHINX/04727: Arabische Nächte (SB)

Popow - Rjumin
Moskau 1979

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Nichts hätte den Blick des schwedischen Meister trüben können, denn deutlich sah er vor seinen Augen den Gewinnweg: 1.Le4xg6!! Se5xg6 2.Sh4-f5+ Kg7-f7 3.Dd2xh6 Tf8-g8 4.Ta1-e1! Ta8-a7 5.Sf5xe7! Ta7xe7 6.Tf1xf6+! Kf7-e8 7.Te1xe7+ Sg6xe7 8.Tf6xd6 und Schwarz gab auf, da er nach 8...Db6-c7 9.Dh6-h5+ Ke8-f8 10.Td6-f6+ Kf8-g7 11.Dh5-h6# mattgesetzt worden wäre.


Erstveröffentlichung am 25. Februar 2001

27. April 2013





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