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SCHACH-SPHINX/04762: Das Buch Khosri (SB)


Auffallend ist, daß der Anteil jüdischer Schachmeister an der Spitze in den letzten 150 Jahren außerordentlich hoch war. Zu bestimmten Zeiten war er sogar dominant. Die Juden als ein sehr altes Kulturvolk hatten sehr früh den Wert des Schachspiels zur Ausbildung und Stärkung der Geisteskräfte erkannt und pflegten es im Kreise ihrer Glaubensbrüder mit außergewöhnlichem Eifer. Auch hat es bei ihnen keine religiösen Hindernisse gegeben, so daß das Schachspiel keimfreudig auf fruchtbaren Boden fiel. So lesen wir im Buch Khosri, das ein Rabbi namens Judas Levita im zwölften Jahrhundert verfaßt hatte, folgende Zeilen: "Es ist der Fall nicht möglich, daß im Schachspiele, welches die Araber schathrandsch zu nennen pflegen, der Schwächere den Stärkeren überwinde, weil bei diesem Spiele Wechsel des Glücks und Unglücks schlechterdings nicht stattfindet, wie es etwa im Kriege zweier Könige gegeneinander wohl der Fall sein kann. Denn die Triebadern des Schachspielkrieges liegen offen zutage, und man weiß einmal, daß hier bloß der verständige Mann durch seine mit Klugheit vollbrachten Züge siegt, um im geringsten keine Ursache von außen zu fürchten hat." Es verwundert daher nicht, daß sich das Schachspiel unter den Juden über die Jahrhunderte und zumal in Rußland, wo eine zahlenmäßig starke Diaspora lebte, zu einer geschliffenen Denk- und Kunstform entwickelte. Im heutigen Rätsel der Sphinx besiegte der jüdische Ex-Weltmeister Michael Tal aus Rußland seinen jüdischen Kontrahenten Miguel Najdorf eben dank dieses kulturgeschichtlichen Hintergrundes auf famose Weise. Najdorf hatte zuletzt jedenfalls 1...Sf6-e4 gespielt. Also, Wanderer, was hatte Najdorf, aus Polen stammend, der später die argentinische Staatsangehörigkeit annahm, übersehen?



SCHACH-SPHINX/04762: Das Buch Khosri (SB)

Tal - Najdorf
Leipzig 1960

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Schachfreund Muse ließ sich von 1...d5-d4 nicht beirren und setzte kraftvoll mit 2.Df3-f7! fort. Die hübsche Fesselung erstickte jede Gegenwehr: 2...Db6-d8 3.Td1xd4 Dd8-e7 4.Lh3xe6+ Sc5xe6 5.Df7-f5 - Muse zeigte sich hier als Fesselungskünstler erster Klasse - 5...De7-f8 6.Df5-h3 Df8-c5 7.Td4-e4 Dc5-g1+ 8.Sc3-d1 Te8-d8 - ein verzweifelter Versuch, aber nach 8...Kc8-b8 hätte Weiß den Druck auf die schwarze Stellung ungehindert steigern können - 9.Dh3xe6+ Kc8-b8 10.b2-b3 Td8xd1+ 11.Kc1-b2 Td1-b1+ 12.Kb2-c3 Dg1-g3+ 13.Kc3-b4 a7-a5+ 14.Kb4xa5 Dg3-c3+ 15.Ka5-b6 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 09. März 2001

01. Juni 2013





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