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SCHACH-SPHINX/04779: Über den eigenen Schatten gestolpert (SB)


Seit dem Narrenmatt weiß man, wie sich der eigene König in zwei Zügen opfern läßt. Daß freilich auch große Meister in ähnlich dumme Fallen tapsen können, wer hörte je davon? In Smolensk war's, wo der russische Schachmeister Konstantin Wygotschikow gegen junge Knirpse der Kunst eine Simultanvorstellung gab. Und weil seine Gegnerschaft recht unerfahren war und ohne kombinatorischen Witz, so glaubte er, weise zu handeln, wenn er ihnen den f7-Bauern schenkte. Die Sache hatte allerdings einen Pferdefuß, denn als einer der Eleven 1.e2-e4 spielte, erwiderte Wygotschikow mit selbstverständlicher Miene 1...e7-e5. Als er wieder ans Schachbrett kam, erkannte er mit Schrecken, welchen Bärendienst er sich selbst erwiesen hatte mit der Vorgabe des Bauern. Sein junger Kontrahent ließ sich die Gelegenheit nämlich nicht nehmen, mit 2.Dd1-h5+ die kürzeste Wettkampfpartie der Schachgeschichte zu spielen. Wygotschikow gab betreten auf, nahm den Knirps dann allerdings unter seine Fittiche und machte einen Meister aus ihm. Der Kleine hieß Michail Judowitsch. Aber auch dieser sollte später einmal Lehrgeld zahlen im heutigen Rätsel gegen Meister Polugajwesky. Der weiße Angriff sieht gefährlich aus, doch so leicht wie seinerzeit in Smolensk ging es diesmal nicht, Wanderer!



SCHACH-SPHINX/04779: Über den eigenen Schatten gestolpert (SB)

Judowitsch - Polugajewsky
UdSSR 1961

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der kleine Kono erspähte die Gunst der Schachposition und lenkte zunächst die schwarze Dame auf ein totes Feld mit 1.h2-h3 Dg4-c4 2.Td2- d4 Dc4xc3, ehe er sich an die schwarze Majestät heranmachte: 3.Te1xe6+! d7xe6 4.Dd6-d8+ Ke8-f7 5.Td4-f4+ Kf7-g6 6.Dd8-g8+ Kg6-h5 7.Tf4-h4+ Kh5xh4 8.Dg8-g4#


Erstveröffentlichung am 15. März 2001

18. Juni 2013





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