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SCHACH-SPHINX/04972: Gefährten derselben Leidenschaft (SB)


Vieles ist gegen das Schachspiel geschwatzt worden. Aufgeblasenes zumeist, und nur weniges baute sich auf besonnener Kritik auf. Nichts ist jedoch dümmer als den Vergleich zu bemühen. Mangel an Feingefühl hatte wenigstens der amerikanische Schriftsteller Edgar Allan Poe bewiesen, als er in seinem Kriminalroman 'Der Doppelmord in der Rue Morgue' die These wagte, "daß die höchsten Kräfte des denkenden Intellekts entschiedener und nützlicher von dem Damespiel als von der oberflächlichen Künstelei des Schachspiels in Anspruch genommen werden". Nun braucht man seine Vorliebe für dieses oder jenes Denkspiel nicht zu verhehlen. Wer sich allerdings ins alberne Buch der Besserwisserei hineinschwatzen möchte, der achte doch darauf, nicht Äpfel mit Birnen vergleichen zu wollen, nur um damit zu enden, daß beides einen köstlichen Kompott ergibt, aber der Geschmack der Birnen einem vollmundiger die Zunge kitzle. Gegen das Damespiel ist sicherlich nichts einzuwenden. Man denke da nur an den Tataren Raschid Neschmetdinow, der sich Großmeister nennen durfte beider Disziplinen. Überhaupt sind seit alters her Schach- und Damespiel Gefährten derselben Leidenschaft. Nun zurück zum heutigen Rätsel der Sphinx und damit zur Partie zwischen dem norwegischen Meister Simen Agdestein und dem Engländer Michail Adams. Letzterer hatte mit zwei seiner Figuren zwar die weiße Grundreihe erobert, dafür allerdings den Schutz des eigenen Königs vernachlässigt. Also, Wanderer, wie sehr irrte Edgar Allan Poe mit einer Unverschämtheit von der "oberflächlichen Künstelei" im Schach?



SCHACH-SPHINX/04972: Gefährten derselben Leidenschaft (SB)

Agdestein - Adams
Amsterdam 1994

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der österreiche Meister Rudolf Spielmann taxierte mit scharfem Blick die miserable Lage der schwarzen Dame und drehte daraus einen festen Knoten: 1.Sg3-f5! Der Springer war, wie leicht zu ersehen, unantastbar, aber auch 1...De7-c7 2.Lb2-e5 Dc7-c5 3.Le5-d6 hätte den weißen Angriff nicht bändigen können. Also zog Meister Hönlinger gleich 1...De7-c5, indes, nach 2.Te1-e5 Lb7-d5 3.Sf5-e7+! Dc5xe7 4.Dh6xh7+! Kg8xh7 5.Te5-h5+ Kh7-g8 6.Th5-h8# hatte der sturmgewaltige Spielmann eine Glanzpartie mehr auf seinem Karrierekonto verbucht.


Erstveröffentlichung am 17. Mai 2001

28. Dezember 2013





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