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SCHACH-SPHINX/04996: Farce über Farce (SB)


Für die meisten Schachfreunde war es kaum mehr als eine Farce, als der alternde Ex-Weltmeister Bobby Fisher am 2. September 1992 auf der Halbinsel Sveti Stefan im Süden Montenegros mit seinem einstigen Gegner Boris Spassky zusammentraf. Ziel dieser aufgeblähten Schachsensation war, unverhohlen gesprochen, die leergepumpte Börse des Amerikaners aufzufüllen. Und auch Spassky, der zum Zeitpunkt des Revanchekampfes auf Platz 101 der Elo-Weltrangliste herumdümpelte, kam der Geldsegen recht. Seit seinem Aus in Reykjavik mußte Spassky außer Hohn von seinen ehemaligen russischen Großmeisterkollegen auch noch eine monetäre Talfahrt nach der anderen durchstehen. Da kam der Dollarsegen, den der Regenmacher Fisher brachte, wie ein Himmelswink. Dumm, wer das viele Geld nicht eingesteckt hätte. Dümmer noch war jedoch die Presse, die aus der Farce schließlich doch eine Medienfestivität machte - unverdient, wie auch die Partien bewiesen. Bobby Fisher hätte lieber in der Versenkung bleiben sollen. Zumindest wäre sein Nachruhm dann mystisch angewachsen. Nun jedoch, vor dem kritischen Auge der Schachexperten, ist eines sicher: Die Emigrantenjahre haben aus Fisher keinen Genius gemacht. Alt ist der exzentrische Amerikaner nicht nur an Leib und Seele geworden, auch sein Spiel hinkt der Zeit um eben jene zwei Jahrzehnte hinterher, die er in einem Niemandsland zugebracht hatte. Anders dagegen die beiden Großmeister Vlastimil Hort und Lajos Portisch, einstige Mitstreiter Fishers. Doch in Madrid 1973, also ein Jahr nach Fishers Sieg gegen Spassky in Reykjavik, übersahen beide vier Züge lang eine im Grunde simple Mattkombination. Endlich fiel es Hort wie Schuppen von den Augen. Also Wanderer, findest du die kleine Mattfolge im heutigen Rätsel der Sphinx, die Hort mit Weiß zum Sieg gereichte?



SCHACH-SPHINX/04996: Farce über Farce (SB)

Hort - Portisch
Madrid 1973

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Auch vor über 130 Jahren gehörte die Taktik der Mattführung zum allgemeinen Handwerkswissen, wie die Partie zwischen Nosa und Eichborn beweist, in der Letzterer nach 1...Tf8-f2 2.Dd2-d1 Dh4xh3+! 3.g2xh3 Tf2-h2# auf eine nette und charmante Weise gewann.


Erstveröffentlichung am 25. Mai 2001

21. Januar 2014





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