Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/05187: Der Räuber im Menschen (SB)


Die Lehre von den vier Temperamenten war der frühe Versuch der griechischen Kausalphilosophie, einen Brückenkopf zwischen Psychologie und Medizin zu schlagen. Krankheiten sollten so auf der Basis von Verhaltensauffälligkeiten oder Prägungen durch das gestörte Verhältnis der Säfte im Körper als ursächlich gedeutet werden. Die altertümliche Typenlehre läßt sich leider auf das Schach nicht anwenden. Warum beispielsweise Spieler trotz der Ratschläge einschlägiger Eröffnungswerke immer wieder Bauernraub auf b2 begehen und so die eigene Entwicklung vernachlässigen, ist bis heute nie restlos geklärt worden. Dabei geht diese Neigung durch alle Profile und Typen hindurch. Selbst Spieler mit einem ausgesprochenen Hang zu ruhigem Spielverlauf lassen sich verlocken, wenn ein schutzloser Bauer auf b2 oder b7 in ihr Blickfeld gerät. Die Konsequenzen sind brutal, die Strafbeispiele ohne Zahl wie im heutigen Rätsel der Sphinx, wo Weiß die Raubsünde seines Kontrahenten eindrucksvoll bestrafte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05187: Der Räuber im Menschen (SB)

Polzin - Martinovic
Österreich 2000

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Weiß übersah bei 1.Sb3-c5?! die taktische Wendung 1...Te4xe2!, wonach das weiße Spiel nicht mehr zu halten war: 2.Kf1xe2 - oder 2.Ta1-c1 Dc3- d2 3.Dd1xd2 Te2xd2 3.Sc5xb7 a4-a3 und Schwarz gewinnt problemlos - 2...Dc3xc4+ 3.Sc5-d3 Sb8-d7 4.Ta1xa4 Ta8-e8+ 5.Ke2-f1 Lb7-a6?! - eine kleine Ungenauigkeit, die die weiße Agonie verlängert; sofort entschieden hätte 5...Dc4xd5! 6.Dd1-f3 Dd5-b3 7.Ta4xb4 Db3-c3 8.Df3-d1 Lb7-a6 - 6.Ta4xa6 Dc4xa6 7.h2-h4 Sd7-c5 8.Th1-h3 b4-b3 9.d5-d6 b3-b2 10.d6-d7 Sc5xd7 11.Kf1-g1 Da6-a1 12.Sd3xb2 Te8-e1+ und Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 22. August 2001

31. Juli 2014





Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang