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SCHACH-SPHINX/05450: Wer die Wahl hat, wählt Weiß (SB)


Vor die Wahl gestellt, ob sie lieber mit den weißen oder mit den schwarzen Steine spielen würden, gehen die Antworten der Schachspieler je nach Temperament weit auseinander. Sicherlich, die Mehrheit bevorzugt die weißen Steinen. Befragt man sie jedoch nach dem Grund dafür, so erwidern die meisten, fast schon in stereotyper Aussagelosigkeit: wegen des Anzugsvorteils. Als könnte man aus der Eröffnung heraus schon auf den Sieg spekulieren. Je ausgereifter das schachliche Verständnis allerdings wird, desto geteilter ist in der Tat die Meinung. Die Verteidigungsasse spielen dann mehr und mehr mit den schwarzen, während die Kombinationscracks statt dessen in den weißen Steinen ihre Vorliebe finden. Ansonsten will die Farbe nicht viel besagen, oder mit den salomonischen Worten des amerikanischen Meisters Isaak Kashdan gesprochen: "Du kannst sowohl mit Schwarz als auch mit Weiß gewinnen, nur dauert es mit Schwarz meistens länger." Charmant und gleichzeitig sehr treffend gesagt. Betrachten wir einmal das heutige Rätsel der Sphinx. Weiß hat unwidersprochen eine optimale Angriffsstellung. Die Bedeutung des Zugvorteils wird in dieser Stellung evident wichtig. Wäre Schwarz nämlich am Zuge, so hätte er wegen 1...De4xh4+ nebst 2...Dh4-g4+ nebst 3...Dg4xf5 eine Gewinnstellung. Nun wollen wir jedoch Meister Vadasz nicht Unrecht tun. Schließlich hatte er sich viel Mühe gegeben, um seine weiße Streitmacht mattbringend in Position zu bringen. Mit welcher hübschen Wendung erzielte er also in wenigen Zügen den krönenden Sieg, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05450: Wer die Wahl hat, wählt Weiß (SB)

Vadasz - Lingnau
Budapest 1997

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ein Angriff auf die gegnerische Dame bringt nicht immer ein Tempo ein. In manchen Fällen verbrennt man sich dabei recht ordentlich die Finger, wie zum Beispiel unser Schachfreund Romanischin. Trotzdem er als ein gefürchteter Angriffsspieler verschrien war, leistete er sich mit 1.Te1-e5 einen richtigen Denk-Ausrutscher, denn sein Kontrahent McCambridge nutzte den vorlauten Turmzug zu einer hübschen Schlußkombination, und zwar mit 1...Dc5xe5!, worauf die Niederlage fast schon forciert ablief: 2.Lb2xe5 Sa5-c4 3.Dd2-c1 d3-d2 4.Dc1xc4 d2- d1D+ 5.Kf1-f2 Td8-d2+ 6.Kf2-g3 Td2-c2 7.Dc4-f1 Dd1-d2 8.Le5-b8 b7-b5 9.Kg3-h2? - ein letzter grober Fehler in verlorener Stellung - 9...Tc2- c1 und Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 11. Mai 2002

20. April 2015


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