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SCHACH-SPHINX/05579: "Du spielst ja wie Pumpernickel!" (SB)


Neulich hörte man bei einem Schachturnier einen Trainer rufen: "Du spielst ja wie Pumpernickel!" Gemeint war sein Schützling, der gerade drauf und dran war, mit seiner Partieniederlage auch seinen Club mit in die Tiefe zu reißen. Der Angesprochene schaute seinen Trainer allerdings nur mit staunengroßen Augen an und verstand nicht, was er nun sein sollte. Da er seine Partie vergeigt hatte, ahnte er wohl, daß mit "Pumpernickel" nicht 'Schwarzbrot' gemeint war. Der Ausdruck Pumpernickel für Schwarzbrot ist aus dem 17. Jahrhundert bezeugt und wurde auch für einen ungehobelten, bäurisch groben Menschen verwendet. Wegen der blähenden Wirkung von Schwarzbrot kam dem Wort eine zweite Bedeutung zu, denn das niederhochdeutsche 'pumpern' bedeutet "furzen", während 'nickel' die Koseform zu Nikolaus darstellt. Beides zusammen ergab also so etwas wie "Furzheini". Seit der Volkskundlerin Carin Gentner ist auch bekannt, daß der Ausdruck Pumpernickel zu Anfang des 17. Jahrhunderts in Hexenprozessen synonym für Teufel verwendet worden war, da man es seinerzeit vermied, den Höllenfürsten beim Namen zu nennen aus Furcht, er könne sich gerufen fühlen, weswegen ja auch solche verhüllenden Umschreibungen wie "Gottseibeiuns" die Runde machten. Von alledem wußte natürlich der angesprochene Pimpf - was übrigens auch 'kleiner Furz' bedeutet - nichts, verlor die Partie und mußte sich hinterher von seinem Trainer arg ins Schachgewissen reden lassen. Wie ein Pimpf war sich sicherlich auch der österreichische Großmeister Tartakower in seiner Partie gegen Forgacz vorgekommen. Der Sentenzenschmied der Schachkunst hatte die Französische Verteidigung ein wenig zu bizarr gespielt und war mehr und mehr in eine fürchterliche Sackgasse hineingeraten. Unter welchem Schlachtenlärm, Wanderer, ging die schwarze Majestät dann unter?



SCHACH-SPHINX/05579:

Forgacz - Tartakower
Petersburg 1909

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Kasparow war wieder einmal voll in seinem kombinatorischen Element und schuf sich erst einmal mit 1.Lc1-f4! Dc7xf4 2.Lb5xd7+ Ke8xd7 3.Td1xd5+ Kd7-c7 4.Ta1-e1! den nötigen Acker zum Ausstreuen seiner Saat. Gheorghiu durfte nun nicht 4...Le7-f6? spielen wegen 5.Te1-e4 mit Damenfang. Also zog er 4...Le7-d6, was zwar besser, aber dennoch ungenügend war. Nach 5.Td5-f5 Df4-c4 6.Te1-e4 Dc4-b5 7.Tf5xf7+ Kc7-b8 8.Te4-e6 Th8-d8 9.c3-c4 Db5-c6 - 9...Db5-a5 10.Dc2-e4 Ta8-a7 11.Te6xd6! - 10.Sf3-e5 Dc6-c8 11.Dc2-b1! verlor er die Lust an der Agonie seiner Stellung und gab auf.


Erstveröffentlichung am 16. September 2002

27. August 2015


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