Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/06113: Zwischen Zwerg und Riese (SB)


Wer wollte nicht auf Pegasus' Flügeln emporsteigen und von oben herab mit aller Gedankenschärfe auf die Partie niederstürzen, oder es Tartaros gleichtun und aus dunkelsten Tiefen hinauf den verborgensten aller Züge auf Brett schmettern? Tiefer Gedanke, so heißt das Zauberwort, mit dem uns die Kommentatoren gleichsam Sirenen in die Irre locken. Wer mogelt sich da am Handwerk vorbei? Um zur Kunst zu reifen, braucht der Laie keinen anderen nüchternen Rat als den, nie über oder unten sich hinauszugreifen. Denn was nützt einem der Sonnenwagen, wenn man ihn nicht lenken kann? Oder was ist das Sinnbild von Ikarus wert in der Glutnähe einer Schwierigkeit, die man nie meistern kann? Das Verstehen ist ein enger Rahmen, letztlich sogar für den verehrten Meister. Nur daß dieser gelernt hat, alle Beschwörungsformeln von sich zu weisen. Er bleibt bei seinen Leisten wie der Schuster, arbeitet daran, und was dann wie ein goldener Schuh aussieht, wirkt nur in den Augen des Publikums so. Nicht klein fängt man an und wird zum Riesen, sondern man bleibt ein Zwerg, der an seiner künstlerischen Vervollkommnung werkelt. Alles andere ist Mummenschanz. Oder anders gefragt: Wer hat etwas gegen Zwerge einzuwenden, die ihr Handwerk verstehen? Im heutigen Rätsel der Sphinx war es Meister Falk, der mit den schwarzen Steinen die Kunst der Zwerge, also das gediegene Wissen um die kleinen feinen Züge, beherrschte. Also, Wanderer, zwischen Zwerg und Riese klafft nur die Anmaßung!



SCHACH-SPHINX/06113: Zwischen Zwerg und Riese (SB)

Johansson - Falk
Schweden 1968

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Meister Ribli baute nach 1...a6-a5 ein verstecktes Mattbild mit 2.h3- h4! a5-a4 3.Kf3-e4! auf. Die Drohung 4.Sc6-d8 zwang Karpow dazu, seine Stellung noch weiter zu verschlechtern. So folgte 3...Lc5-f8 4.Th7-a7 Lf8-d6 - 4...Ta2xf2 5.Sc6-e5! - 5.f2-f4 Ta2-h2 6.Ta7-a6! Kf6-f7 7.Sc6- e5+ Ld6xe5 8.Ke4xe5 Kf7-g7 9.Ta6-a7+ Kg7-h6 10.Ta7xa4 Th2xh4 11.Ke5-f6 Th4-h5 12.e3-e4 Th5-h4 13.e4-e5 Th4-h5 14.e5-e6 Th5-f5+ 15.Kf6-e7 Kh6- g7 16.Ke7-d6 Tf5-f8 17.Ta4-a7+ Kg7-f6 18.Ta7-d7! und plötzlich stand Karpow vor einem dreigeteilten Elend. Hätte nun der schwarze König gezogen, so wäre nach 19.Td7-f7 für Weiß alles in Butter, bei einem Turmzug würde Matt folgen und bei einem Bauernzug geschähe 19.e6-e7. Klarer Fall von Zugzwang, weswegen Karpow auch die Segel strich.


Erstveröffentlichung am 24. Februar 2004

16. Februar 2017


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang