"Die größte Offenbarung ist die Stille", so der chinesische Philosoph Laotse. Meister Metz ist zwar kein Gefolgsmann dieser Lehre, in Biel 1994 kam er jedoch diesem erleuchteten Zustand um einen großen Schritt näher. Wie selbstverständlich hatte er im heutigen Rätsel der Sphinx 1.Kb4-c5?? gespielt. Warum auch lange hin und her grübeln, mag er sich gedacht haben, der König muß schließlich den schwarzen Freibauern stoppen. Und so endete die Partie nach 1...Kg7-h6 2.Kc5-d4 Kh6xh5 3.c2- c4 Kh5-g5 4.c4-c5 Kg5-f6 5.c5-c6 Kf6-e7 6.Kd4-e5 Ke7-d8 7.Ke5xf5 Kd8- c7 8.Kf5-e5 Kc7xc6 mit einem unvermeidlichen Remis. Erst Tage später, nachdem ihm ein Bekannter auf seinen Hornvieh-Fehler aufmerksam gemacht hatte, setzte bei Meister Metz Sprachlosigkeit ein, so sprachlos wurde er, daß aus seinem Gehirn alle Gedanken verschwanden, bis eben jene Stille im Dachstübchen eintrat, die im chinesischen Geistesleben als größte Offenbarung gilt. In jedem Lehrbuch über Endspiele tauchen solche oder artverwandte Stellungen auf und immer ist dort zu lesen, daß Weiß das Spiel gewinnen muß. Nun, Wanderer zwischen den Horizonten, welchen elementaren Siegeszug hatte Meister Metz in Ermangelung eines Geistesblitzes übersehen?
Metz - Bobinovic
Biel 1994
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Furchtlos begab sich Gata Kamski nach 1...Ld3-e4+ mit 2.Kf3-e3! ins
Abzugsschach, um seinen König in eine spielentscheidende Position zu
bringen: 2...Le4-b7+ 3.Ke3-d4 Lb7xa6 4.Kd4-d5 Te6-b6 5.Kd5-c5 Tb6-e6
6.Ta7xh7 Te6-e4 7.h4-h5 g6xh5 8.g5-g6 und Anand gab auf. Reizvoller
fürs Auge wäre 6...Ke8-f8 7.Th7-h8+! Kf8-f7 8.Th8-a8! gewesen. In der
Zugzwangstellung hätte Anand für noch 8...La6-b7 spielen können, was
nach 9.Ta8-a7 Te6-c6+ 10.Kc5-b5 Tc6-c7 11.Kb5-b6 eine Figur verloren
hätte.
Erstveröffentlichung am 06. Juli 2004
30. Juni 2017
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