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SCHACH-SPHINX/06312: Der Schrecken der Sowjetunion (SB)


Zwischen 1967 und 1970 war der dänische Großmeister Bent Larsen unstrittig der stärkste Spieler zumindest der westlichen Welt. Sein kompromißloser Stil, die zuweilen eigentümliche Art seiner Positionsbehandlung, sein scharfer Verstand, seine unendlich fein lauernde Geduld, all dies machte ihn zum Schrecken der Sowjetunion, die seinerzeit zwar den Weltmeisterschaftstitel hielt, doch fürchtete, in Larsen den Vollstrecker nahen zu sehen. Vom Amerikaner Bobby Fischer besaßen die Sowjets seinerzeit weniger Respekt. In diesem Punkt sollten sie sich irren. Vielleicht lag es daran, daß es Larsen war und nicht Fischer, der beim Jahrhundertkampf UdSSR gegen den Rest der Welt am Spitzenbrett saß und aus vier Partien 2,5 Punkte einheimste. Die Rivalität zwischen Larsen und Fischer war fast sprichwörtlich, wenigstens auf dem Brett. Der Amerikaner, krankhaft vor Ehrgeiz und nicht minder rachsüchtig, verzieh es seinem Großmeisterkollegen nie, daß er ihm damals das erste Brett streitig gemacht hatte. Fischer sollte sich auf seine unnachahmliche Weise an Larsen rächen. In einem Kandidatenturnier schenkte er dem Dänen nicht einmal ein Remis und gewann mit 6:0. Damit hatte Fischer klargemacht, wer der stärkste Spieler der westlichen Hemisphäre war. Und 1972 bewies er der Schachwelt auch, wer für den Thron geboren war. Larsen indes litt unter der Niederlage lange Jahre, spielte deutlich unter seiner gewohnten Spielstärke, verließ seine Heimat und siedelte sich später in Argentinien an. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll der wiedererwachte Bent Larsen geehrt werden, der 1989 in London den Turniersieg davontrug in alter, unverwüstlicher Manier. Sein amerikanischer Kontrahent Wilder gab nach 1...Tg8xg7 die Partie auf, ohne auf Larsens Antwortzug zu warten. Nun, Wanderer, war seine Entscheidung übereilt?



SCHACH-SPHINX/06312: Der Schrecken der Sowjetunion (SB)

Larsen - Wilder
London 1989

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die weiße Stellung brach unter Boris Spasskis Prankenhieben rasch zusammen. Der geschmähte Ex-Weltmeister konnte auf 1.Lf2-g3 mit 1...Se5-f3+! 2.g2xf3 e4xf3 3.Kg1-f2 - 3.Le2-d1 Th5-h3 mit ungebrochen heftigem Angriff - 3...f3xe2 4.Kf2xe2 Th5-h3 5.Tf1-g1 Lc8-f5 6.Tb1-f1 De7-e4 unter Beweis stellen, daß er das Kombinieren nicht verlernt hatte - trotz alledem!


Erstveröffentlichung am 9. September 2004

3. September 2017


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