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SCHACH-SPHINX/06350: Strenger Urteilsspruch (SB)


Beruf und Hobby unter einen Hut zu bringen, ist für deutsche Amateure eine haarige Angelegenheit. Wenn irgendwo ein wichtiges Turnier stattfindet, wird der Gang zum Chef, um einen kurzfristigen Urlaub zu erbitten, zu einer Schlacht mit Argumenten. Ein 15zügiger Mattweg ist nichts dagegen. Nicht viele Brotherren sind außerdem passionierte Schachspieler, daß es sie mit Ehre erfüllen würde, einen Spieler zu einem Turnier zu schicken, damit dieser dort Lorbeerzweige für das deutsche Schach erringt. Hat man zudem noch den Beruf eines Richters, sind Sondergenehmigungen nur über einen langen bürokratischen Weg zu bekommen. Mit diesen Schwierigkeiten hatte sich Wolfgang Unzicker jahrzehntelang herumzuschlagen. Deutschlands bester Schachspieler der 1950er und 1960er Jahre, angestellt war er im Bayerischen Verwaltungsgericht in München, mußte seine Schachexkurse daher scharf einplanen. Eine Prioritätenkette half ihm, die Spreu vom Weizen zu trennen. Nicht anders erging es den deutschen Akteuren Klaus Darga und Hans Joachim Hecht. Aus dieser Klemme kamen sie erst heraus, als mit der Pensionierung die große Freiheit begann. Wolfgang Unzicker nutzte dies sofort und ausgiebigst, fuhr nach Daugavpils in Lettland und brüskierte dort die heimische Konkurrenz. Auch die Sowjetmeister Bagirow und Gipslis hatten das Nachsehen. Im heutigen Rätsel der Sphinx bestrafte Unzicker das Eröffnungsexperiment des Nachziehenden mit strengem Urteilsspruch. Also, Wanderer, welchen Paragraphen wandte Unzicker an?



SCHACH-SPHINX/06350: Strenger Urteilsspruch (SB)

Unzicker - Rausis
Daugavpils 1990

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Kontrolle über die d-Linie in Verbindung mit der Schwäche der Diagonalen h5-e8 verhalfen Zsusza Polgar zu einem kristallklaren Sieg über ihren amerikanischen Kontrahenten Arnold Denker. Zsuzsa spielte 1.De2-h5! und behauptete damit den positionellen Vorteil, der sich dann nach 1...Db7-c6 2.Dh5-e5 b6-b5 3.Td1-d6 Dc6-c7 4.Td6xa6 Dc7xe5 5.f4xe5 in einen handfesten Turmgewinn ummünzen ließ. Denker mußte sich in die Notwendigkeit fügen, denn 5...Tf6-f8 6.c4xb5 hätte bald schon eine neue weiße Dame ergeben. Nach 5...b5xc4 6.e5xf6 kapitulierte der Turnier-Methusalem, da seine kleine Hoffnung 6...c4- c3 durch 7.Ta6-c6 c3-c2 8.Tc6xc5 zerstört worden wäre.


Erstveröffentlichung am 17. Oktober 2004

11. Oktober 2017


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