Der Schachjournalist Divinsky sagte einmal über den holländischen Großmeister Jan Timman, daß er vor Lebenskraft schier bersten würde. Nun, diese Bemerkung liegt schon einige Jahre zurück und inzwischen ist die sprühende Energie, die Timmans Partien in früheren Jahren so tatenvoll gemacht hatte, mehr oder weniger verpufft. Hollands große Hoffnung, nach Max Euwe wieder den Weltmeisterthron zu besteigen, konnte Timman 1993 gegen Anatoli Karpow jedenfalls nicht erfüllen, und auch zu Hause haben ihm seine Konkurrenten mittlerweile den Rang streitig gemacht. Vor allem Jeroen Piket und Loek Van Wely sind es, die auf internationalen Turnieren die Fahnen Hollands hochhalten. Timman besitzt längst nicht mehr den erfindungsreichen Elan, der ihn einst zu einem der stärksten Spieler der Welt gemacht hatte. Mag sein, daß er sich noch einmal aufrafft und zu seiner alten Spielstärke zurückfindet und wieder so auf dem Brett zu überzeugen weiß wie im heutigen Rätsel der Sphinx, als er seinen Landsmann Piket mit einer kraftvollen Königsjagd zur Strecke brachte. Piket hatte zuletzt 1...h6- h5? gezogen, ein Zug, den er noch bitter bereuen sollte, Wanderer.
Timman - Piket
Amsterdam 1995
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Wer seine Stellung ruinieren möchte, spielt am besten kopflos, und hat
damit sicher auch Erfolg. Nach 1...Se6-c7? tat ihm Weiß den Gefallen
und erlöste den Nachziehenden mit 2.Dd2-d4+ Kg7-g8 3.Ld5xf7+! von
allem weiteren Weh und Leid. Wegen 3...Kg8xf7 4.Dd4-f4+ Kf7-g8 5.Te3-
e7! gab Schwarz sogleich auf.
Erstveröffentlichung am 23. August 2005
22. August 2018
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