SCHACH-SPHINX/06773: Stärke gegen Schläue (SB)

Rivalitäten unter Großmeistern sind nichts Ungewöhnliches. Seit den frühen Tagen der Turnierwettkämpfe gab es immer wieder Streithähne, die im Ringen miteinander nicht nur ihre spielerische Stärke testen wollten, sondern zugleich auch den Wert ihrer Strategien und Eröffnungskonzepte zu einer Art weltanschaulicher Debatte machten. Eine besondere Pikanterie begleitete beispielsweise die Partien zwischen Efim Geller und Wassily Smyslow. Geller war ein robuster Angriffskünstler, der die kombinatorische Vielfalt weitaus höher stellte als den soliden positionellen Aufbau. In diesem Sinne fand er in Symslow seinen Antagonisten. Dieser propagierte nämlich die Widerstandskraft solcher Stellungen, die auf den flexiblen Prinzipien der Positionskunst gestützt waren. Es verwundert daher nicht, daß zwischen den beiden stets die Fetzen flogen, um es einmal trivial zu sagen, wenn sie aufeinandertrafen. In Amsterdam 1956, während des Kandidatenturniers, erprobten beide ihre Auffassungen in einer wilden nimzoindischen Schlacht. Geller verschärfte die Partie früh mit einem mutigen Vorstoß im Zentrum, Smyslow hielt dagegen und verteidigte sich äußerst erfindungsreich. Stärke gegen Schläue, so das Kampfmotiv, und wie so oft sollte auch im heutigen Rätsel der Sphinx der allzu wüste Ehrgeiz durch Besonnenheit in der Anwendung der Mittel besiegt werden. Smyslow, mit den schwarzen Steinen am Zuge, fand nun einen geistreichen Weg, um dem weißen Angriff endgültig den Zahn zu ziehen, Wanderer.

Geller - Smyslow
Amsterdam 1956

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Notwendigkeit, die Qualität herzugeben, gründete sich auf die Folge 1...c6xd5 2.Dd1xd5 Sb8-a6 3.g5-g6 Sa6-c7 4.g6xh7+! Kg8xh7 5.Dd5- f5+ bzw. 3...Sd7-f8 4.g6xf7+ Kg8-h8 5.h5-h6 Sa6-c7 6.Sd6-f5! und Schwarz geht im Angriff unter.

Erstveröffentlichung am 12. Dezember 2005

11. Dezember 2018

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