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SCHACH-SPHINX/06783: Unbeugsamer eiserner Wille (SB)


Bobby Fischer sagte einmal über Tigran Petrosjan, daß dieser gefahrvolle Wendungen zwanzig Züge im voraus wittern könne. Ein schöneres Lob läßt sich wohl kaum denken. Dieses sensible Gespür, an dessen Ausprägung er von frühester Kindheit an gearbeitet hatte im georgischen Tiflis, wo er geboren wurde, obwohl er von der Abstammung her Armenier war, verhalf ihm in den frühen 1960er Jahren zu einem grandiosen Aufstieg in die Weltelite. 1962 gewann er das Kandidatenturnier auf der Insel Curaçao und erwarb sich so das Recht, den Weltmeister Michail Botwinnik herauszufordern. Der Wettkampf zwischen dem tiefsinnigen Positionskünstler und dem übervorsichtigen Strategen verlief so ganz anders als alle WM-Duelle in der Vergangenheit. Botwinnik war einfach nicht imstande, das nahezu jede Zufälligkeit ausschließende Spiel des Armeniers zu brechen. Mit eiserner Beharrlichkeit verfolgte Petrosjan seine Ziele. Sein Erfolgskonzept war verblüffend einfach: größtmöglicher Abtausch der Figuren und Ausbau der minimalen Vorteile. Botwinnik, der mit allen Größen der Schachgeschichte die Klingen gekreuzt hatte - Capablanca, Lasker, Aljechin usw. - stieß hier auf einen Charakter, der sich auch mit Hilfe seines psychologischen Instrumentariums nicht aus dem Konzept bringen ließ. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Petrosjan mit den weißen Steinen einen kleinen, aber verläßlichen Endspielvorteil herausgespielt. Innerhalb nur weniger Züge trieb er nun die schwarze Stellung in einen erstickenden Zugzwang. Als Botwinnik aufgab, besaßen beide Seiten materiellen Gleichstand, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06783: Unbeugsamer eiserner Wille (SB)

Petrosjan - Botwinnik
WM 1963

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Petrosjans präziser Stil führte die Partie natürlich zu einer äußerst präzisen Siegeswendung: 1.Db2-h8+!! und Spasski gab auf, ohne sich 1...Kg8xh8 2.Sd6xf7+ Kh8-g7 3.Sf7xg5 zeigen zu lassen.


Erstveröffentlichung am 22. Dezember 2005

21. Dezember 2018


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