Kein Schachspieler kommt ohne einen Lehrer aus. Auch ein Autodidakt nicht, der sich in Ermangelung eines lebenden Mentors eben einen aus der Geschichte herausgreift und dessen Werke studiert. Menschen lernen über Worte, ob nun geschrieben oder gesprochen, Hauptsache, die Ernsthaftigkeit bleibt gewahrt. Der Ex-Weltmeister Michail Tal beispielsweise verehrte seinen entfernten Vorgänger auf dem Thron, Emanuel Lasker, sehr. Wunderlich kommt einem das schon an. Schließlich konnte der Spielstil beider Großmeister nicht unterschiedlicher sein. Doch auf die Nuancen kommt es auch hier an, und manchmal ist das eigentlich Gelernte mit dem faktischen Nachweis des eigenen Könnens nicht identisch. Tal erklärte in humorvolle Weise die Seelenverwandtschaft folgendermaßen: "Von allen meinen Schachlehrern schätze ich am meisten Emanuel Lasker. Dieser geniale Schlaukopf stand in jeder Partie sozusagen bereits vor dem Matt - und ich nur in jeder zweiten oder dritten." Im heutigen Rätsel der Sphinx stand der italienische Meister Magalotti mit Weiß ebenfalls kurz vor der Aufgabe. Genaugenommen fehlten nur noch zwei Züge seines Landsmannes Pantaleoni bis zu seiner Kapitulation, Wanderer.
Magalotti - Pantaleoni
Bologna 1980
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Lausanne war keine Reise wert, zu vieles wurde schachblinderweise
übersehen. Zum Beispiel hätte Karpow mit 1...Sc3-e2+! 2.Kg1-f1 Dc6-e8!
3.Kf1xe2 - 3.Lb6-e3 Se2xc1 4.Le3xc1 Le5-b2! 5.Lc1xb2 c2-c1D+ 6.Lb2xc1
Tc8xc1# - 3...Le5-b8+ 4.Tf3-e3 De8-b5+ nebst 5...Lb8xa7 bequem
gewinnen können.
Erstveröffentlichung am 31. Januar 2006
30. Januar 2019
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