Wer kennt es nicht, dies Geschnatter, wenn Herr Kiebitz dem Halbrund der Zuschauer erklärt, was die Meister auf dem Brett so alles planen. Halbverdaute Weisheiten kommen dann aus seinem Munde, ja, ja, die beiden spielen slawisch, oder: jetzt wird es spannend, jetzt spielen sie die Botwinnik-Variante. Man hört ihm interessiert zu, glaubt, einen Jungbrunnen unerschöpflichen Wissens vor sich zu haben, wie er da behauptet, daß das alles bisher "nur" Theorie sei, daß die beiden am Brett das alles sowieso aus dem Gedächtnis heraus spielten. Der Herr Kiebitz hat leicht reden, denn er hat sich die Mühe schließlich nie gemacht, Theorie zu formen. Und wenn er dann wichtigtuerisch von sich gibt, daß jetzt ein neuer Zug kommt - fast möchte man meinen, er habe diesen Zug vorhergesehen -, begreift man endlich: Im Schwätzen sind die Kiebitze wahre Meister! Nun, Wanderer, ob Herr Kiebitz im heutigen Rätsel auch die geniale Gewinnfolge des Weißen vorausgeahnt hat?
Vaganian - Kupreichik
UdSSR 1974
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ohne Künstelei und Fallenstellen siegte Meister Cooke mit solidem
Angriffsspiel. Der gesunde Menschenverstand sprach hier das letzte und
entscheidende Wort: 1.Sf3-g5!! f6xg5 2.De2-h5 f7-f5 3.Ld3xf5! Kh8-g7 -
das zweite Opfer war tabu wegen 3...Tf8xf5 oder 3...e6xf5 4.Td1xd7 -
4.Dh5xg5+ Kg7-f7 5.Td1xd7+ Kf7-e8 6.Lf5xe6 Db8-e5 7.Td7-e7+! Sc6xe7
8.Dg5xe5 Tc8xc2 9.De5-b8+ Lb7-c8 10.Le6xc8 Se7xc8 11.Db8-e5+ Sc8-e7
12.De5-b5+ Se7-c6 13.Ta1-f1 Tf8-f7 14.Db5-d3 und Schwarz gab auf. Der
weiße Materialvorteil war zu groß.
Erstveröffentlichung am 29. Juli 2006
2. August 2019
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