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SCHACH-SPHINX/07026: Probe der Verschwiegenheit (SB)


Wie testet man die Diskretion eines Mannes, der ein hohes Staatsamt besetzen soll? Die alten Inder hatten dafür eine Lösung parat. Sie ließen in seiner Gegenwart einfach zwei Leute Schach spielen. Nun, so fragt man sich, worin soll da der Test bestehen? Ganz einfach, hielt der Kandidat während der Partie den Mund, so war er des Amtes würdig. Platzte er jedoch in das Spiel hinein, indem er über die Züge lange Referate hielt und den Spielern seinen Standpunkt im großen und kleinen darstellte, kam er für den Posten nicht in Frage. Vielleicht war der Ursprung des Schachspiels doch kein kriegerischer, sondern vielmehr ein psychologisch ausgetüffeltes Verfahren zur Entlarvung geschwätziger Naturen. Wie dem auch sei, im heutigen Rätsel der Sphinx ging es jedenfalls ohne viel Worte ab. Die Züge sprachen schließlich für sich, und der finnische Großmeister Westerinen war als Führer der weißen Steine ein Musterbeispiel für Verschwiegenheit nach außen. Nach innen gerichtet war er jedoch ein kühler Rechner. Also, Wanderer, wie ließ sich der weiße Angriff gegen den schwarzen König siegbringend verstärken?



SCHACH-SPHINX/07026: Probe der Verschwiegenheit (SB)

Westerinen - Andersson
Hastings 1972

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der jugoslawische Großmeister Ljubojevic verließ sich auf sein kampferprobtes Gespür und vermied die Katastrophe nach 1...Dh5-h4? 2.Db7-b1 Tf8-e8 3.Td3-e3!! Te8xe3 4.Db1-b8+ Kh8-g7 5.Db8-a7+ nebst 6.Da7xe3. Statt dessen erzwang er mit 1...Dh5-e2!! 2.Db7-b1 De2-e4+ 3.Kh1-g1 De4xf5 4.Db1-d1 g5-g4 5.Dd1-e2 g4xh3 6.Kg1-h2 Df5-f2+ die Punkteteilung.


Erstveröffentlichung am 23. August 2006

12. September 2019


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