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SCHACH-SPHINX/07071: Medizin gegen schlechte Säfte (SB)


Zu bestimmten Zeiten war man der Überzeugung, daß das Schachspiel selbst Krankheiten heilen könnte. So empfahl der Leibarzt dem Herrscher von Bagdad Harun al-Rasid, der an einer Unpäßlichkeit litt: "O Beherrscher der Gläubigen! Das Schachspiel vertreibt die Krankheit." Der Monarch krauste jedoch die Stirn und fragte: "Und wie?" Darauf erwiderte der persische Medikus:"Ist man sanguinisch, dann soll man in 'cholerischer Zeit' spielen; wenn man Phlegmatiker ist, in 'melancholischer Zeit'. Man soll es aber nicht jederzeit spielen; der Sanguiniker nicht zur ersten, der Choleriker nicht zur dritten und vierten Tagesstunde. Für den Melancholiker ist vortreffliche Spielplanung am besten. Dies soll aber der Phlegmatiker meiden. Die passende Mischung ist eine nahezu gleichmäßige, die beste Spielzeit ist der Herbst und der Samstag, für den Ausgeglichenen ist jede Zeit passend." Ob die Rezeptur beim Herrscher von Bagdad geholfen hat, ist nicht bekannt, Anatoli Karpow hingegen fühlt sich nach einer gewonnenen Partie stets erfrischt und von heilsamen Säften erquickt. Mit den weißen Steinen kurierte er sich im heutigen Rätsel der Sphinx von allem Kummer, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07071: Medizin gegen schlechte Säfte (SB)

Karpow - Miles
London 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
1...Lh3-f1! ließ Gnade und Wohlwollen verblassen, denn nach 2.Sc4-e5+ Kd7-e7 3.Se5xc6+ Ke7-f6 4.f4xg5+ vermied Schwarz die Falle mit 4...Kf6xg5? 5.h2-h4+ Dh7xh4+ 6.g3xh4+ und spielte siegesbewußt 4...Kf6- g7!, worauf jede Gegenwehr vergebens war. Unmittelbar zum Matt geführt hätte dagegen 2.h2-h4 Dh7xh4+! usw.


Erstveröffentlichung am 7. Oktober 2006

27. Oktober 2019


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