Im Jahre 1484 hatte der spanische Inquisitor Pedro Arbues aus Aragon einen gar abgefeimten Einfall. Seine Kerker waren wieder einmal überfüllt von der Hexerei angeklagter Delinquenten, und um sich ihrer zu entledigen, sann das kranke Hirn des Inquisitors etwas wirklich Teuflisches aus. Auf einem öffentlichen Platz der Stadt ließ er zwei blinde Mönche miteinander Schach spielen. Diese mußten die Figuren ertasten und vorsetzen. Wurde ein Stein aus dem Feld geschlagen, der einen Gefangenen symbolisierte, so wurde jener augenblicklich auf die Richtstätte geführt und enthauptet. Die Überlebenden erhielten zwar eine Gnadenfrist, doch schon bei der nächsten makabren Partie schwebte das Beil des Henkers wieder über ihren Hals. Um der Perfidie dieses tödlichen Spiels die Krone aufzusetzen, nannte Pedro Arbues das Ganze dann ein "Gottesurteil". Man kann daraus ersehen, daß kein Teufel so schurkisch und durchtrieben sein konnte wie ein Mensch mit anmaßender Amtsgewalt. Im heutigen Rätsel der Sphinx, aus einer Partie entnommen, die ungefähr fünf Jahrhunderte später ausgetragen wurde, stellten die hölzernen Figuren zum Glück keine Geschöpfe aus Fleisch und Blut dar, Wanderer. Schwarz zog und errang sofort einen unblutigen Sieg!
Iglebeck - Strand
Fernpartie 1979
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die schöngeschnitzte Figur des schwarzen Königs war kein
Hinderungsgrund für Weiß, eher ein Lockreiz für seinen Angriff: 1.Sf3-
d4! Tg8-c8 - der Springer war wegen 2.Lb5-c6 tabu - 2.Lb5-c6! Tc8xc6
3.Sd4xc6+ Db6xc6 4.De7-d8+ Kb8-b7 - 4...Dc6-c8 5.Ta1-a8+ - 5.Dd8-a8+
und Schwarz, der den Königsangriff zunächst überstand, gab auf, weil
er nach 5...Kb7-c7 6.Ta1-a7+ Kc7-b6 7.Ta7-a6+ die Dame verliert.
Erstveröffentlichung am 14. Oktober 2006
3. November 2019
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