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SCHACH-SPHINX/07087: Die Petrosjan-Krankheit (SB)


Geht man nicht von einer besonderen Gabe aus, die einem Menschen von Geburt an mitgegeben wird, so muß man den außergewöhnlichen Erfolg beispielsweise eines Schachgroßmeisters an etwas anderem bemessen. Tigran Petrosjan galt in den 1960er Jahren als einer der am schwersten zu schlagenden Spieler. Seine charakteristische Stärke war die Zähigkeit, selbst in schlechteren Stellungen bis zum Letzten zu kämpfen. Er gab erst auf, und das geschah nicht oft, wenn alle denkbaren Reserven eines Widerstandes ausgeschöpft waren. Sein Ruf als "bester Verteidiger" eilte ihm voraus, zuweilen so sehr, daß seine Gegner von der Petrosjan-Krankheit heimgesucht wurden. Sie gaben sich lieber mit einem Remis zufrieden, als eine bessere Stellung schließlich noch zu verlieren. Petrosjan selbst erklärte seinen Stil folgendermaßen: "Das fehlerfreie Spiel ist unerreichbares Ideal im Schach. Gerade das Streben, möglichst fehlerfrei zu spielen, fesselt mich an diesem Spiel. Jeder Schachspieler steht im ständigen Kampf mit sich und dem Gegner. Jede Partie, jedes Match stellt gleichzeitig einen inneren Kampf dar. Ich habe einige sehr wichtige Partien verloren, weil ich mich vor allem nicht selbst besiegen konnte." Er hatte seine Lektionen jedenfalls gelernt, und im heutigen Rätsel der Sphinx half ihm dieses Kapital, seinem Kontrahenten Tolusch Lehrgeld zahlen zu lassen. Petrosjan war mit den weißen Steinen am Zuge, sein Zentrumsspringer war bedroht, sicher, aber der armenische Champion sah noch etwas anderes, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07087: Die Petrosjan-Krankheit (SB)

Petrosjan - Tolusch
Moskau 1950

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Wassily Smyslow ließ Ausreden und Rettungsversuche selten zu, wenn er überlegen stand, und so hätte sein Kontrahent Max Euwe nach 1...Dc8-e6 wie folgt verloren: 2.Ta1xa6! De6xc4 3.Ta6xa8+ Se7-c8 4.Ta8xc8+ Ke8-e7 5.Tc8-c7+ Ke7-e6 - 5...Ke7-e8 6.Lc1-g5 - 6.Tc7xc6+! Dc4xc6 7.Sf3-d4+ usw.


Erstveröffentlichung am 23. Oktober 2006

12. November 2019


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