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SCHACH-SPHINX/07128: Scherzworte, Sarkasmen, salonfähiger Spott (SB)


Verschiedene Sitten im Zusammenhang mit dem Schachspiel hatten sich über die Araber auf die Europäer übertragen. So fand die orientalische Seele großen Gefallen an einer frühen Form des Problemschachs. In komplizierten Stellungen den Verstand zu fordern, um einen verschlungenen Mattweg ausfindig zu machen, dafür entbrannte ihre ganze Leidenschaft. Und auch in Europa gab man für einige Jahrhunderte den Schachproblemen den Vorzug vor der Partie. Letztere sollte sich erst mit der Veränderung in den Gangarten der Figuren zur dominanten Form durchsetzen. Altarabischer Sitte entsprach ferner, daß sich die Schachspieler während einer Partie mit halbironischen Sprüchen neckten. Das Schachbrett war die Bühne für ein umfangreiches Theaterstück. Das Publikum, das von dem Spiel selbst wenig verstand, mußte unterhalten werden. Und so wurde der Ruf eines Meisters nicht ausschließlich nach seiner Spielstärke gemessen, sondern auch nach dem Grad seiner Kunstfertigkeit im Umgang mit Scherzworten, Sarkasmen und salonfähigem Spott. In der europäischen Überlieferung tauchen eine Anzahl von Schilderungen auf, die von ebendiesen unterhaltsamen Lustbarkeiten erzählen. Das Publikum unserer Tage wird da mit schalerer Kost abgespeist. Was hätte wohl ein arabischer Schachspieler im heutigen Rätsel der Sphinx über den letzten Zug von Schwarz 1...Tc8xc2? zu spötteln gewußt, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/07128: Scherzworte, Sarkasmen, salonfähiger Spott (SB)

Andrijevic - Gast
Zürich 1979

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Es läßt sich leichter kombinieren, wenn man nicht das Schwert des Scharfrichters immer wieder störend im Nacken fühlt: 1.Le6xd5! Dc6xd5 2.Ta1-d1 Dd5-f5 3.Td1xd6+ Kd8-c8 4.Te1-e5! Df5xh3 5.Te5-c5+ Lb7-c6 - 5...Kc8-b8 6.Td6-d8# - 6.Td6xc6+ Kc8-b7 7.g2xh3 g6-g5 8.Lf4-e5 Th8-h7 9.Tc6-e6 a7-a6 10.Tc5-c6 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 3. Dezember 2006

23. Dezember 2019


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