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SCHACH-SPHINX/07160: Das Hohelied der Hasardeure (SB)


Es herrscht ja unter Angriffsspielern die seltsame Meinung vor, daß spannende Partien zwangsläufig nur aus risikovollen Varianten hervorgehen könnten, weswegen sie bei ihrer Vorbereitung auf ein Turnier am Brett wie besessen die wildesten Gambitspielweisen beackern und nach neuen giftigen Pilzen oder Pflänzchen Ausschau halten. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes Gambitspieler, sie wollen ihrem Kontrahenten ein Bein stellen in einer mit Fallen bespickten Variante. So spielte man im Grunde vor 200 oder 300 Jahren, als es um Wettpreise ging oder andere zweifelhafte Ehren. Eine Art von Kaffeehausschach schwebt ihnen vor. Sie vertrauen und spekulieren darauf, daß der andere in der Kunst der Verteidigung mindestens ebenso schlecht da steht wie sie selber. Zockermentalitäten werden so geboren und verderben das Königliche Spiel. Kein Wunder also, daß sie unter sich bleiben, denn in einer ernsthaften Partie mit den Anprüchen der Wissenschaftlichkeit hat ihr hasardeurhafter Umtrieb dieselben Chancen auf Erhalt wie ein Wassertropfen in einer sengenden Wüste. Im heutigen Rätsel der Sphinx entwickelte sich aus einer harmlos wirkenden Variante der Sizilianischen Verteidigung schließlich ein Kampf auf Messers Schneide. Beide Seiten hatten ihre strategischen Pläne vorangetrieben, jetzt, im Kulminationspunkt taktischer Einfälle, hielt Weiß freilich einen unschätzbaren Trumpf in Händen, Wanderer. Schwarz hatte zuletzt 1...e5-e4 gespielt.



SCHACH-SPHINX/07160: Das Hohelied der Hasardeure (SB)

Barsch - Usatschij
Fernpartie 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Welcher Genuß, zu wissen, daß 1.Td1-d6! sofort entscheidet. Die schwarze Dame darf nicht wegziehen, da ansonsten 2.Lf3-c6+ folgt. Spielt Schwarz allerdings 1...b2-b1D, dann gewinnt die hübsche Mattkombination 2.Lf3-c6+ Lc8-d7 3.Td6xe6+ f7xe6 4.Df6xf8#


Erstveröffentlichung am 4. Januar 2007

24. Januar 2020


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