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SCHACH-SPHINX/07223: Das Hohelied der Selbstbeweihräucherung (SB)


Großmeister können entweder überaus bescheiden sein oder aber sie geizen mit ihrer Selbstbeweihräucherung nicht. Dazwischen tummelt sich dann das Heer der Namenlosen, die einfach nur Schach spielen wollen. Apropos Weihrauch: Wie mag es wohl Garry Kasparow gemeint haben, als er vor langer Zeit erklärte, es gäbe kaum mehr als eine Handvoll Meister, die wirklich etwas von den inneren Gesetzen des Schachspiels verstünden? Natürlich rechnete er sich zu diesem illustren Kreis hinzu. Die mit der Krone hatten sich immer schon ihre Vasallen ausgewählt, und es klingt ja auch gut und reicht weithin, wenn man von seinem hohen Gaul aus ins Land hineintönt. Was nun den Rest oder die 99 Prozent der Schachmeistergilde angeht, nun, Klötze hin und her schieben kann schließlich auch ein Affe. Auf Exklusivität kommt es immer an, oder? Artur Jussupow war mit seiner Selbstdarstellung etwas vorsichtiger und insgeheim auch charmanter, als er sagte: "Ich möchte, daß man über mich sagt: 'Er spielt schlecht, aber interessant.'" Bei solchen Worten öffnen sich einem doch gleich die Ohrenschleusen. Ein wenig Witz würzt auch derbe Sachverhalte, und näherrücken an die menschliche Unzulänglichkeit hat noch niemandem geschadet. Im heutigen Rätsel der Sphinx hätte Schwarz die Sterne, unter denen er geboren wurde, bejubeln können, weil er die Siegeskombination fand, doch fad waren ihm die Pfade der Selbstverherrlichung, und daher reichte ihm das Gefühl, eine schöne Partie gespielt zu haben, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07223: Das Hohelied der Selbstbeweihräucherung (SB)

Müller - Agdestein
Bundesliga 1999

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Stärke des Angriffszuges 1.d5-d6! ließ sich mit 1...Dc3-a1+ 2.Kd1- e2 Da1-e5+ 3.De6xe5 f6xe5 nicht entkräften. Weiß spielte 4.Tf1xf8+!, worauf Schwarz augenblicklich kapitulierte, denn 4...Th8xf8 ergibt ein Epaulettenmatt durch 5.Tb7xe7# und 4...Ke8xf8 5.d6xe7+ Kf8-e8 6.e7xd8D+ Ke8xd8 7.Tb7-b8+ kostet beide Türme.


Erstveröffentlichung am 7. März 2007

27. März 2020


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