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SCHACH-SPHINX/07246: Menschliches übersteigernder Mythos (SB)


Schach verträgt sich mit Mystik nicht, mit dem Mythos schon eher. Zur Widerspiegelung künstlerischer Fertigkeiten mag es die Oberfläche herstellen. Doch mit dem Jenseits oder übergeordneten Sphären will das Schach nichts zu tun haben. Mystik ist ein zu luftiger Pfad zur Wirklichkeit. Ein Mythos hingegen schafft Bahnen der Akzeptanz. In ihm wird das Reale nur an den Rändern aufgefranst, der Kern ist echt, eine wahre Begebenheit läßt sich immer aufdecken. So sind Geschichten über verwunschene oder verzauberte Schachbretter und -figuren mannigfach in der Literatur zu finden. Sie sind der Ausdruck davon, daß der menschliche Geist über das Herkömmliche, Bekannte hinaus, ohne den Tatsachensinn allzu sehr zu verdrehen, in Bereiche vorstoßen kann, die wunderlich erscheinen, im Grunde jedoch nichts Übernatürliches darstellen, wenngleich der Mythos in seiner Auskleidung hin und wieder in übersteigerndem Maße allzu Menschliches ins Übersinnliche verzerrt. Hinter diesem Gehäuse verbirgt sich eben die Bewunderung für Menschen, die mit ihrer Kunstfertigkeit die Grenzen des Gewöhnlichen durchbrachen. Auch zauberhafte Schachfiguren werden schließlich vom Willen eines Menschen gelenkt wie im heutigen Rätsel der Sphinx, wo Weiß zum Erstaunen eines vielleicht ehrfurchtsvollen Schachvolkes mit einer vierzügigen Kombination ein schillerndes Matt erzwang, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07246: Menschliches übersteigernder Mythos (SB)

Wirtanen - Bergist
Fernpartie 1974

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nicht, daß Weiß die Drohung 1...De5-c5+ fürchtete, er provozierte sie sogar mit 1.Lg5-f6!, da er wußte, daß Schwarz weder 1...g7xf6 2.Dh5-h6 oder 1...De5xf6 2.Sf5-h6+ erwidern konnte. Doch auch nach dem Damenschach ging die schwarze Stellung rasch zugrunde: 1...De5-c5+ 2.Kg1-h1 Dc5xc4 3.Dh5-h6! und Schwarz gab auf - Matt war unvermeidlich.


Erstveröffentlichung am 30. März 2007

19. April 2020


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