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SCHACH-SPHINX/07288: Ringen mit dem Irrtum (SB)


Je komplexer die Stellung, desto weniger lassen sich Kombinationen bis weit hinters Komma berechnen. Das ist nicht erstaunlich, denn die Gegenseite kann auf Zwischenzüge, versteckte Pointen und Rettungsmanöver zurückgreifen, die dem Angriff die Spitze nehmen und im günstigsten Fall sogar Räume für Kontermöglichkeiten öffnen. Mitunter kann es strategisch gar geboten erscheinen, den Kontrahenten zu einer verfrühten Attacke zu verleiten, aus der Spekulation heraus, daß sich das Risiko letztendlich gegen den Aggressor wendet. Denn der Gegenangriff stünde dann auf wesentlich robusteren Füßen. Nicht immer jedoch ist die Finte, sich aus Kalkül überfallen zu lassen, wohlüberlegt, weil der geplante Konter bzw. die ausgeheckte Gegenmaßnahme größere Lücken aufweist als der absichtlich provozierte Durchbruch. In der Begegnung Roistein gegen Jakir glaubte der Nachziehende, sich auf das Wagnis 1.Sc3-d5! Sf6xd5 2.Tg5xh5+! einlassen zu können, hoffte er doch, daß der weiße Angriff nach 2...g6xh5 3.e4xd5+ f7-f5! im Sande verlaufen würde. Der Nachziehende nahm gleichwohl eine Zugfolge an, die so nicht unbedingt zwingend war. Also, Wanderer, an welchem Punkt irrte Schwarz im heutigen Rätsel der Sphinx?



SCHACH-SPHINX/07288: Ringen mit dem Irrtum (SB)

Roistein - Jakir
Kiew 1965

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der weiße König glaubte sich sicher, aber die Wirklichkeit ließ sich nicht verschweigen und wurde durch 1...Tf6xd6! 2.Td2xd6 Tf1-f3+! 3.g2xf3 La6-f1# ans Licht gezerrt. Das erste Qualitätopfer beseitigte den Verteidiger der zweiten Reihe, das zweite Turmopfer schuf dem Läufer die Gelegenheit zum siegreichen Lanzenstoß.


Erstveröffentlichung am 11. Mai 2007

1. Juni 2020


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