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SCHACH-SPHINX/07343: Von unverwüstlicher Dauer (SB)


Ja, die Frage ist von unverwüstlicher Dauer und Hartnäckigkeit, ob die alten Meister des 19. Jahrhunderts, die ihre Schlachten auf dem Brett kombinationsreich gestalteten, risikovollen Opfern immer und gerne zugeneigt waren, tatsächlich das schwächere Schach spielten, die es Wilhelm Steinitz mit erhobenem Finger behauptete, als er mit seinen Grundregeln für das positionelle Spiel eine neue Ära einleitete und damit dem romantischen Schach seiner Zeit den erkenntnistheoretischen Todesstoß versetzte? Waren Meisterspieler wie Anderssen, Zukertort, Winawer oder Neumann wirklich nur auf den goldenen Einfall eineschworen, der manchmal aus einer mangelhaften Verteidigung des Gegners resultierte? Also nur Hasardeure und Glücksritter? Kritik an Steinitz wurde schon damals laut, seine Schule sei zu viel auf langschweifige Strategie aus, es fehle ihr an Kraft und Originalität der Gedanken. Tatsächlich hatten die alten Meister unnachahmliche Werke geschaffen. Daß der Brettrivale nicht immer den besten Verteidigungszug fand, ist kein Einwand gegen die Schachromantiker. Auch in unserer strategischen Zeit werden viele Siege eben durch die Fehler der Gegenseite errungen. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Dely mit Weiß gegen den holländischen Meister Jan Hein Donner eine ungewohnte kreative Eröffnungsidee ausgegraben, die taktisch herausfordernd und durchaus überzeugend war, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07343: Von unverwüstlicher Dauer (SB)

Dely - Donner
Budapest 1961

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Viel schöner und vor allem kunstvoller war der Sieg mit 1...Df3- f1+!! 2.Kg1xf1 Sf5-e3+ 3.Kf1-g1 Tf6-f1# zu erzwingen, was von Tarrasch sicherlich mit goldenen Worten bedacht worden wäre.

17. Mai 2022

veröffentlicht in der Schattenblick-Druckausgabe Nr. 174 vom 21. April 2022


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